Bestellpunktverfahren
Bestellpunktverfahren Definition
Das Bestellpunktverfahren ist eines der möglichen Verfahren, um für ein bestimmtes für die Produktion benötigtes Teil zu bestimmen: Wann wird bestellt? (Bestellzeitpunkt) bzw. Wie wird die Bestellung ausgelöst?
Beim Bestellpunktverfahren wird die Bestellung ausgelöst, wenn ein bestimmter Lagerbestand, der sogenannte Meldebestand oder Bestellpunkt, erreicht ist.
Dies wird bei jeder Entnahme des Teils aus dem Lager (manuell oder durch das Warenwirtschaftssystem) geprüft.
Dieser Meldebestand muss ausreichend bemessen sein, den Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit (der Zeit, bis die bestellten Teile verfügbar sind) abzudecken.
Zudem wird in der Regel noch ein Mindestbestand als Sicherheitsbestand eingeplant, da der Verbrauch während der Wiederbeschaffungszeit und auch die Lieferzeit der bestellten Teile meist nicht exakt planbar sind.
Alternative Begriffe: Bestellpunktsystem.
Formel
Meldebestand = Mindestbestand + (Wiederbeschaffungszeit × tägliche Verbrauchsmenge).
Beispiel
Beispiel: Mindestbestand und Meldebestand berechnen
Sachverhalt, Daten
In einer Fahrradfabrik soll das Bestellpunktverfahren für Rücklichter angewandt werden.
Täglich werden 100 Rücklichter eines bestimmten Typs benötigt.
Das Rücklicht wird von einem Lieferanten bezogen, die Lieferzeit beträgt 3 Werktage.
Die Fahrradfabrik macht noch eine Wareneingangskontrolle, diese dauert einen Tag; damit beträgt die Wiederbeschaffungszeit in Summe 4 Tage.
Der Mindest- bzw. Sicherheitsbestand soll 3 Tage (Sicherheitszeit) überbrücken können. Der Mindestbestand ist dann 3 × 100 = 300 Stück.
Meldebestand berechnen
Der Meldebestand bzw. Bestellpunkt ist laut obiger Formel:
Meldebestand = Mindestbestand + (Wiederbeschaffungszeit × tägliche Verbrauchsmenge)
= 300 Stück + (4 Tage × 100 Stück) = 300 Stück + 400 Stück = 700 Stück.
Entnimmt ein Mitarbeiter aus dem Lagerbestand ein Rücklicht und wird dadurch der Meldebestand von 700 Stück unterschritten, wird (eventuell automatisch durch das Warenwirtschaftssystem) eine Bestellung ausgelöst.
Die Bestellmenge könnte hier zum Beispiel 1.700 Stück betragen, wenn die maximale Lagerkapazität 2.000 Stück beträgt (innerhalb der 4 Tage Wiederbeschaffungszeit ist der Bestand von 700 auf 300 gesunken und wird nun um 1.700 Stück auf 2.000 Stück aufgefüllt).
Die (optimale) Bestellmenge hängt von mehreren Faktoren ab, zum Beispiel Lagerhaltungskosten, Kapitalbindungskosten, Mengenrabattstaffel des Lieferanten, Mindestabnahmemengen.
Wenn alles gut geht, verbraucht die Fabrik in den nächsten 4 Tagen 400 Rücklichter und die bestellten Rücklichter treffen ein. Selbst wenn die Lieferzeit sich um einen oder zwei Tage verzögert, können die Rücklichter aus dem Sicherheitsbestand entnommen werden und es können weiter Fahrräder produziert werden.
Vor- und Nachteile
Das Bestellpunktverfahren wird in Unternehmen wie der Fahrradfabrik natürlich nicht nur für ein Teil, sondern für viele eingesetzt.
Insofern sind Vorteile und Nachteile, Aufwand und Kosten des Verfahrens und die Eignung für das eigene Unternehmen abzuwägen.
Vorteile
- Kann als weitgehend automatisiertes Verfahren eingesetzt werden (keine manuellen Berechnungen für jede Bestellung notwendig);
- Vermeidet Überbestände, es wird immer nur das Notwendige bestellt;
- Die Versorgung der Produktion mit Material wird gesichert.
Nachteile
- Lagerbestände müssen permanent überwacht werden (wenn das automatisiert bzw. softwarebasiert geht, ist das kein Problem mehr);
- Es wird eine konstante Nachfrage angenommen, die zudem prognostiziert werden muss;
- Meldebestände, Mindestbestände und Bestellmengen müssen regelmäßig überprüft werden, ob sie noch der aktuellen Geschäftsentwicklung entsprechen.