Bilanzkurs

Bilanzkurs Definition

Der Bilanzkurs ist eine Kennzahl für Aktien; er setzt das gesamte bilanzielle Eigenkapital ins Verhältnis zum gezeichneten Kapital (Grundkapital bzw. Stammkapital).

Das ist im Ergebnis das Eigenkapital pro Aktie.

Beispiel

Beispiel: Bilanzkurs berechnen und interpretieren

Eine Aktiengesellschaft (AG) hat 250.000 Aktien zum Nennwert von je 1 € ausgegeben, das Grundkapital der AG beträgt somit 250.000 €.

Das gesamte Eigenkapital bestehe aus diesen 250.000 € Grundkapital und 750.000 € Gewinnrücklagen und betrage somit in Summe 1.000.000 €.

Beispiel: Bilanzkurs berechnen

Der Bilanzkurs ist:

(Eigenkapital / Grundkapital) × Nennwert = (1.000.000 € / 250.000 €) × 1 € = 4 €.

Oder alternativ:

Eigenkapital / Anzahl der Aktien = 1.000.000 € / 250.000 = 4 €.

Jede Aktie ist also rechnerisch mit 4 € Eigenkapital hinterlegt (400 % des Nominalwerts von 1 €).

Interpretation

Der Bilanzkurs ist für Anleger / Aktionäre als Kennzahl eher unbedeutend; zwar gibt er an, in welcher Höhe eine Aktie rechnerisch mit Eigenkapital unterlegt ist, aber Eigenkapital ist zum einen gar nicht so wichtig (für Anleger interessanter ist die Ertragskraft, also die Fähigkeit, hohe Gewinne / Cashflows zu erzielen), zum anderen hängt die Höhe des Eigenkapitals von der Bilanzierung ab (unterschiedliche Rechnungslegungen wie HGB und IFRS führen zu unterschiedlichen Eigenkapitalhöhen; zudem beeinflussen Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte dessen Höhe).

Ist der Börsenkurs z. B. 20 € und damit viel höher als der Bilanzkurs, kann das daran liegen, dass das Unternehmen über hohe stille Reserven verfügt (selten); oder daran, dass das Unternehmen mit wenig Eigenkapital hohe Renditen erzielt und der Aktienkurs diese Ertragskraft widerspiegelt (Beispiel: viele Internetfirmen).

Nach unten hin ist der Bilanzkurs eventuell beruhigend; das Vermögen und damit auch das Eigenkapital einer Kapitalgesellschaft wird nach Handelsrecht vorsichtig bilanziert, man könnte den Bilanzkurs deshalb als eine Art Substanzwert betrachten.

Ob die obige Aktie damit aber bei einem Börsenkurs von z. B. 2 € "unterbewertet" ist, ist nicht klar: der Börsenkurs kann einfach die schlechten Ertragsaussichten oder anhaltende Verluste widerspiegeln, das Eigenkapital würde dadurch über die Zeit auch aufgebraucht.

Korrigierter Bilanzkurs

Der sogenannte korrigierte Bilanzkurs umfasst im Zähler der Formel neben dem Eigenkapital die stillen Reserven (die für Außenstehende aber schlecht sichtbar sind; z. B. ein Grundstück, das mit 1 Mio. € in der Bilanz steht, aber 10 Mio. € Marktwert hat).

Korrigierter Bilanzkurs:

((Eigenkapital + Stille Reserven) / Grundkapital) × Nennwert