Geldschöpfung
Geldschöpfung Definition
Geldschöpfung bezeichnet die Schaffung von Geld und damit die Erhöhung der Geldmenge durch Banken. Damit ist nicht das Drucken von Geld (Geldscheinen) gemeint, sondern die Schaffung von Buchgeld bzw. Giralgeld (Sichteinlagen der Bankkunden auf ihrem Konto als Bestandteil der Geldmenge M1) durch Kreditvergabe.
Beispiel
Herr Müller verkauft seinen Oldtimer und zahlt 100.000 € auf seinem Bankkonto ein, dadurch landet Bargeld in Höhe von 100.000 € bei der Bank. Die Bank muss einen kleinen Teil des Geldes, den sog. Mindestreservesatz von z.B. 1 %, bei der Zentralbank hinterlegen (also 1.000 €).
Die Bank gewährt einem anderen Kunden, Herrn Huber, einen Kredit in Höhe von 99.000 €, diese werden Herrn Huber auf seinem Konto gutgeschrieben.
Hebt Herr Huber nun das Geld ab, kauft für 99.000 € Schmuck bei einem Juwelier und zahlt dieser Juwelier die erhaltenen 99.000 € bei seiner Bank ein, haben sich die Sichteinlagen hier um 99.000 € erhöht. Die Bank muss davon wieder 1 % (990 €) bei der Zentralbank als Mindestreserve hinterlegen. Es bestehen Sichteinlagen von 100.000 € (Herr Müller) und 99.000 € (Juwelier), während zu Beginn nur ein Oldtimer bzw. aus dessen Verkauf 100.000 € Bargeld vorhanden waren — neues Buchgeld ist entstanden / wurde geschöpft (geringfügig gemindert durch die zu hinterlegenden Mindestreserven).
Das Geld des Juweliers ermöglicht dessen Bank wiederum, Kredit zu vergeben und die Geldmenge wird nochmals größer (sog. multiple Geldschöpfung).
Die Geschäftsbank kann sich das Geld für die Kreditvergabe auch von der Zentralbank leihen (der von dieser verlangte Zins beeinflusst die Geldschöpfung damit indirekt).
Der Umfang der Geldschöpfung kann somit zwar durch die Zentralbank über Zins und Mindestreservesatz beeinflusst werden (bei einem Mindestreservesatz von 100 % gäbe es keine Geldschöpfung mehr), allerdings müssen auch die anderen Akteure mitspielen: möchte kein Konsument oder Unternehmen Kredite haben, ergibt sich auch keine Geldschöpfung.
Der (multiple) Geldschöpfungsmultiplikator berechnet sich – auf Basis der Formel für eine unendliche geometrische Reihe – als Quotient aus 1 und dem Mindestreservesatz; bei einem Reservesatz von 10 % bzw. 0,1 wäre der Geldschöpfungsmultiplikator 1/0,1 = 10.
Alternative Begriffe: Buchgeldschöpfung, Geldschaffung, Giralgeldschöpfung.