Mindestreservepolitik

Mindestreservepolitik Definition

Die Mindestreservepolitik ist eines der Instrumente der Geldpolitik:

Die Zentralbank kann Geschäftsbanken verpflichten, eine Mindestreserve bzw. Mindesteinlage auf ihrem Zentralbankkonto für eine bestimmte Zeit zu hinterlegen.

Je höher diese geforderte Mindestreserve ist, desto mehr Liquidität wird dem Markt entzogen – vor allem mit dem Ziel, die Inflation zu drücken.

Alternative Begriffe: Mindestreservepflicht.

Berechnung

Formel

Mindestreserve = Mindestreservesatz × reservepflichtige Verbindlichkeiten

Mindestreservesatz

Der Mindestreservesatz wird durch die Zentralbank vorgegebenen.

Zur Größenordnung: Weltweit bedeutende Zentralbanken wie die US-amerikanische Fed, die Europäische Zentralbank oder die Schweizer Nationalbank haben in der Regel Mindestreservesätze unter 5 %; die EZB hat seit 2012 einen konstanten Satz von 1 %.

Reservepflichtige Verbindlichkeiten

Reservepflichtige Verbindlichkeiten einer Geschäftsbank sind vor allem:

  • täglich fällige Kundeneinlagen (aus Sicht der Bank sind das Verbindlichkeiten gegenüber den Kunden),
  • Schuldverschreibungen (bis zu 2 Jahren Laufzeit),
  • Geldmarktpapiere.

Mindestreserveperiode

Die Mindestreserveperiode beträgt jeweils 6 bis 7 Wochen bzw. 42 bis 49 Tage. Dann kommt die nächste (mit einer Neuberechnung).

Die Banken müssen ihre Mindestreserve in diesem Zeitraum jeweils nur durchschnittlich halten, also ihre Verpflichtung nicht jeden einzelnen Tag erfüllen. Das gibt ihnen Handlungsspielraum.

Bedeutung / Interpretation

Der Umfang der Mindestreserve ergibt sich also aus der Höhe der reservepflichtigen Kundeneinlagen der jeweiligen Geschäftsbank, kann aber durch die Festlegung des Mindestreservesatzes seitens der Zentralbank derart beeinflusst werden, dass die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Zentralbankgeld gesteuert werden kann (deshalb "-politik").

Beispiel: Mindestreserve berechnen

Betragen die reservepflichtigen Verbindlichkeiten einer Geschäftsbank 100 Mrd. € und ist der Mindestreservesatz 1 %, beträgt die bei der Zentralbank zu hinterlegende (und von der Zentralbank zu verzinsende) Mindestreserve 1 Mrd. €.

Diese Mindestreserve muss wie gesagt nur durchschnittlich erfüllt werden. Die Bank könnte bei einer Mindestreserveperiode von 42 Tagen also beispielsweise 21 Tage 2 Mrd. € hinterlegen, an den anderen 21 Tagen nichts; der Durchschnitt wäre dann 1 Mrd. €.

Wirkung auf die Geldmenge / Liquidität

Um Liquidität aus dem Markt zu nehmen, könnte die Zentralbank den Reservesatz erhöhen, sagen wir auf 5 %. Dann müsste die Geschäftsbank 5 Mrd. € hinterlegen und sie könnte weniger Kredite ausgeben.

Letztlich möchte die Zentralbank mit einem solchen Schritt (Erhöhung der Reservesätze) die Inflation senken, indem die Nachfrage gebremst wird.

Umgekehrt kann durch die Senkung des Mindestreservesatzes die Liquidität im Markt wieder erhöht werden (der Spielraum nach unten ist aber bei einem aktuellen Satz von 1 % (Stand 2024) gering).