Dynamischer Verschuldungsgrad

Definition

Der dynamische Verschuldungsgrad gibt an, wie lange es dauert, bis die Verschuldung durch den erwirtschafteten Cashflow (Geldzufluss) zurückgeführt werden kann (Schuldentilgungsdauer).

Der dynamische Verschuldungsgrad als in Jahren angegebene Kennzahl lässt Schlüsse über die Verschuldung zu bzw. deutet auf mögliche Finanzierungsprobleme hin.

Alternative Begriffe: Verschuldungsfaktor.

Formel

Der dynamische Verschuldungsgrad berechnet sich nach folgender Formel:

Dynamischer Verschuldungsgrad = Fremdkapital / Cashflow.

Das Fremdkapital umfasst in der Regel neben den Verbindlichkeiten auch die zu bedienenden Rückstellungen ("ungewisse Verbindlichkeiten").

Effektivverschuldung

Teilweise werden von dem Fremdkapital zunächst die verfügbaren (das heißt schon vorhandenen) liquiden Mittel (Bilanzposten: Kasse, Bankguthaben, Kurzfristige Wertpapiere) abgezogen, so dass sich die sogenannte Effektiv-Verschuldung ergibt.

Die Formel lautet dann:

Dynamischer Verschuldungsgrad = Effektiv-Verschuldung / Cashflow = (Fremdkapital - liquide Mittel) / Cashflow.

Beispiel: Dynamischer Verschuldungsgrad

Ein Unternehmen weist in der Bilanz (Einzelabschluss) zum 31. Dezember 01 ein Fremdkapital in Höhe von 7 Mio. Euro auf.

Das Unternehmen hat jährliche Einzahlungen von 10 Mio. Euro und Auszahlungen von 8 Mio. Euro, der jährlich erzielte Cashflow beträgt somit 2 Mio. Euro.

Berechnung

Der dynamische Verschuldungsgrad beträgt somit: 7 Mio. Euro / 2 Mio. Euro = 3,5.

Interpretation

Das heißt, das Unternehmen ist in der Lage, die Verschuldung in 3,5 Jahren zurückzuführen, wenn sie den gesamten erzielten Cashflow jeweils zur Schuldentilgung verwendet (und der Cashflow konstant bleibt).

Variante mit Effektivverschuldung

Hat das Unternehmen liquide Mittel in Höhe von 1 Mio. Euro, wäre die Effektiv-Verschuldung 7 Mio. Euro - 1 Mio. Euro = 6 Mio. Euro.

Der dynamische Verschuldungsgrad wäre dann: 6 Mio. Euro / 2 Mio. Euro = 3 (Jahre).

Bedeutung

Der dynamische Verschuldungsgrad stellt zum Beispiel für kreditgewährende Banken einen Maßstab für die Beurteilung dar, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, Kredite zurückzuführen.

Die Kreditwürdigkeit bzw. Bonität eines Unternehmens ist um so höher, je schneller es Schulden zurückzahlen kann.

Man kann sich das an Extrembeispielen vorstellen: ein Unternehmen, dass 100 Jahre benötigt, um seine Schulden zu tilgen, ist nicht kreditwürdig (viele Unternehmen leben nicht solange).

Ein Unternehmen, dass nur 1 Jahr benötigt, um seine Schulden zu tilgen, ist sehr kreditwürdig (der Zeitraum ist absehbar, die Risiken sind überschaubar).

Allerdings kann sich der Cashflow – vor allem bei stark wachsenden Unternehmen – natürlich ändern: eine Verdopplung des Cashflows halbiert die Schuldentilgungsdauer.