Effizienzmarkthypothese

Effizienzmarkthypothese Definition

Nach der Effizienzmarkthypothese (Efficient Market Hypothesis) sind viele bis alle Informationen bereits in Börsenkurse / Preise für Wertpapiere eingepreist.

Aus dieser Hypothese wird geschlussfolgert, dass auf vollkommenen, informationseffizienten Kapitalmärkten durch "viel Analyse und besonders schlaue Anlage" keine überdurchschnittlichen Renditen (Überrenditen) erzielt werden können.

Grundidee: die Kurse von zum Beispiel Aktien werden durch den Kapitalwert künftiger Cashflows (Zahlungsüberschüsse) bestimmt; erhalten Investoren eine Information, dass die Cashflows eines Unternehmens zunehmen werden (zum Beispiel weil eine neue Erfindung gemacht wurde oder ein umsatzstarkes Medikament zugelassen wurde), kaufen sie die Aktien – und der Aktienkurs steigt dadurch.

Im Ergebnis sind die Aktien nach dieser Theorie dann angemessen bzw. fair bewertet (die neuen Informationen haben sich ausgewirkt).

Dabei werden 3 Formen der Informationseffizienz unterschieden:

  • starke Form: sämtliche Informationen (auch die nicht öffentlichen bzw. noch nicht veröffentlichten) sind eingepreist, zum Beispiel Insiderwissen;
  • mittelstarke Form: sämtliche öffentliche Informationen (beispielsweise Jahresabschlüsse, Unternehmensnachrichten, Marktstudien) sind eingepreist;
  • schwache Form: sämtliche historische Informationen (Kursschwankungen bzw. Volatilitäten, Aktienrenditen) sind eingepreist.

Anders ausgedrückt: Es lohnt sich nach dieser Hypothese nicht, Aktien bzgl. vergangener und aktueller Daten zu analysieren oder gar (in der starken Form) Insiderwissen zu haben, wenn angenommen andere Marktteilnehmer dieselben Informationen auch haben und somit Informationseffizienz vorliegt.

Alternative Begriffe: Markteffizienzhypothese.

Einordnung / Kritik

Insbesondere die starke Form der Hypothese ist umstritten. Während viele Anleger zum Beispiel Konzern- oder Jahresabschlusszahlen erst einige Monate nach Ende des Geschäftsjahrs durch die Veröffentlichung erhalten, kennen Geschäftsleiter und Mitarbeiter die Zahlen schon früher und das könnte natürlich bei Anlageentscheidungen nutzen (zum Beispiel rechtzeitiger Verkauf von Aktien bei schlechten Geschäftszahlen und Aussichten; Problem: Insiderhandel).

Ebenso kann es wohl helfen, wenn man sich intensiv mit Unternehmen, Branchen, Konjunkturprognosen, Trends und so weiter beschäftigt.

Zudem sind Kurse nicht immer rational bestimmt: Anleger geraten in Panik oder Euphorie, folgen dem Herdentrieb oder falschen Informationen.

Dass der Markteffizienz nicht ganz getraut wird, sieht man auch daran, dass selbst für börsennotierte Aktiengesellschaften oft aufwändige Unternehmensbewertungen (durch Wirtschaftsprüfer) durchgeführt werden, zum Beispiel bei einem Squeeze-Out (Abfindung von Aktionären zu fairen Werten); der Kurs spielt zwar eine Rolle, aber eher als Plausibilitätskontrolle bzw. Untergrenze (möglicher Verkaufspreis an der Börse).