Vollkommener Kapitalmarkt
Vollkommener Kapitalmarkt Definition
Der vollkommene Kapitalmarkt ist eine Modellannahme, auf der unter anderem das Modigliani-Miller-Theorem und die Fisher-Separation aufbauen.
Modellannahmen
Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt gilt:
- es gibt keine Transaktionskosten, Insolvenzkosten, Steuern und Gebühren;
- die Marktteilnehmer (Käufer, Verkäufer) handeln rational (maximieren gut informiert ihren Nutzen und verlangen für höhere Risiken auch höhere Renditen / Vergütungen, agieren aber nicht emotional, beispielsweise panisch oder überschwänglich);
- die Marktteilnehmer müssen die Preise / Kurse / Zinsen nehmen, wie sie sind (haben keine Marktmacht, mit der sie diese beeinflussen können);
- alle Marktteilnehmer sind gleich gut informiert, es gibt kein Insiderwissen, keine Vorabinformationen oder Ähnliches;
- es gibt keine Handelsbeschränkungen: alle haben gleichermaßen Marktzugang, Wertpapiere können beliebig kleinteilig gehandelt werden, Leerverkäufe sind zulässig;
- auf neue Daten / Informationen wird zügig reagiert, ohne Zeitverzögerung (Preise und Kurse passen sich entsprechend schnell an);
- es gibt nur einen einheitlichen Zinssatz, das heißt: der Zinssatz für die Geldanlage und Geldaufnahme (Kredite) ist gleich.
Realität vs. Modell
In der Realität sind diese Bedingungen nicht allesamt erfüllt.
Zum Beispiel mindern Zinsen für Fremdkapital in der Regel die steuerliche Bemessungsgrundlage und damit die Steuerlast (sogenannter Tax Shield); damit werden sie gegenüber Dividenden bevorzugt, die aus dem versteuerten Gewinn zu leisten sind.
Und es gibt natürlich auch Insolvenzkosten (Unternehmen gehen pleite), manche Marktteilnehmer sind besser informiert als andere und es handeln auch nicht alle Anleger rational, sondern auch gierig oder übertrieben ängstlich.
Außerdem sind Anlage- und Kreditzinsen in der Regel unterschiedlich hoch (man erhält für Sparbriefe oder Tagesgeldkonten beispielsweise 2 % und muss für einen Kredit 4 % Zins pro Jahr bezahlen).
Fazit
Der vollkommene Kapitalmarkt ist ein Modell bzw. Ideal (wie es viele in der Ökonomie gibt).
Aus diesem Modell heraus wurden grundlegende finanzwirtschaftliche Theorien entwickelt.
In der Realität sind Kapitalmärkte unvollkommen, was die Anwendbarkeit und Aussagekraft der Theorien mit Vorsicht zu betrachten lässt.