Erfahrungskurve

Erfahrungskurve Definition

Der Erfahrungskurveneffekt bzw. die Erfahrungskurve als dessen grafische Darstellung beschreiben die Wirkung, dass mit einer Verdopplung der kumulierten Produktionsmenge eines Produkts die Kosten pro Stück um einen bestimmten Prozentsatz, zum Beispiel 20 %, sinken.

Dabei ist die kumulierte Produktionsmenge die von Beginn der Herstellung des Produktes an gezählte Produktionsmenge bis zum jeweiligen Zeitpunkt der Analyse.

Die Erfahrungskurve als grafische Darstellung zeigt auf der x-Achse die kumulierten Produktionsmengen und auf der y-Achse die jeweils dazugehörigen Kosten pro Stück und verbindet einzelne Datenpaare durch eine Kurve.

Alternative Begriffe: Erfahrungskurvenkonzept, Lernkurveneffekt.

Beispiel: Erfahrungskurveneffekt

Ein Hersteller von Kühlschränken beginnt die Produktion eines neuen Modells am 1. Januar 01.

Im Jahr 01 produziert er 12.000 Stück (1.000 pro Monat), im Jahr 02 ebenfalls 12.000 Stück (1.000 pro Monat). Die kumulierte Produktionsmenge Ende des Jahres 01 ist 12.000 Stück und Ende 02 dann 24.000 Stück.

Die kumulierte Produktionsmenge hat sich Ende 02 gegenüber 01 verdoppelt. Die Stückkosten (Kosten pro Kühlschrank) sollten in 02 um einiges niedriger sein als in 01, zum Beispiel 160 € statt 200 € (Kostenrückgang um 20 %).

Wenn es so weitergeht, ist die nächste Verdopplung mit 48.000 Stück Ende 04 erreicht. Die Stückkosten sind dann 128 € (Rückgang um 20 % von 160 €).

Wir zeichnen nur diese 3 Punkte und den Verlauf der Erfahrungskurve in diesem Bereich in eine Grafik ein (obwohl es danach analog weitergeht):

Erfahrungskurve
Erfahrungskurve mit 3 Datenpunkten für kumulierte Produktionsmenge und Stückkosten

Der Erfahrungskurveneffekt basiert auf der Annahme, dass mit der "Erfahrung", die das Unternehmen bei der Herstellung höherer Stückzahlen eines Produkts macht, die Stückkosten gesenkt werden können.

Ursachen

Das kann etwa daraus resultieren, dass

  • die Produktionsprozesse optimiert werden, zum Beispiel einzelne Produktionsschritte verbessert bzw. durch andere ersetzt werden,
  • die Arbeiter lernen, mit welchen Handgriffen die jeweiligen Montagearbeiten am schnellsten durchgeführt werden können,
  • genauer gearbeitet und dadurch der Ausschuss verringert wird oder
  • bisher selbst erstellte Teile (zum Beispiel Kompressoren) nunmehr zugekauft werden (weil dies sich eventuell in sogenannten Make-or-Buy-Analysen als günstiger erwiesen hat).

Die kumulierte Produktionsmenge muss sich nicht immer verdoppeln, um entsprechende Effekte zu haben, es geht generell um Erhöhungen der (kumulierten) Produktionsmengen.

Der Erfahrungskurveneffekt kommt jedoch zum Großteil nicht von allein, sondern muss durch Analysen, Entscheidungen und Veränderungen erarbeitet werden.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die ökonomische Auswirkung des Erfahrungskurvenkonzepts ist, dass Unternehmen mit hohen Stückzahlen Kostenvorteile gegenüber kleineren Konkurrenten haben bzw. aufgrund der Kostenvorteile Markteintrittsbarrieren für Wettbewerber existieren.

Die Kosten pro Stück nehmen im Beispiel oben in 4 Jahren um 72 € ab (Differenz zwischen 200 € und 128 €).

Damit kann das Unternehmen höhere Gewinne realisieren oder den Preis senken, um Kunden zu gewinnen.