Holländische Krankheit
Holländische Krankheit Definition
Die Frage "Ist es für die Wirtschaft eines Landes gut, wenn das Land über große Rohstoffvorkommen (zum Beispiel Öl, Gas, Metalle) verfügt?" würde man wohl intuitiv uneingeschränkt mit "Ja" beantworten.
Negative Folgen hoher Rohstoffvorkommen – der „Ressourcenfluch“
Hohe Rohstoffvorkommen bzw. deren Export haben aber Folgen, die eine Volkswirtschaft auch stark schädigen können; man spricht von der "Holländischen Krankheit" bzw. Dutch Disease (da die Probleme erstmals in den Niederlanden mit ihren Erdgasvorkommen erkannt wurden) oder auch vom "Ressourcenfluch".
Ursache
Durch einen Boom in einem Industriezweig (etwa in der Ölindustrie) wird die Währung des Landes aufgewertet, das schadet dem Export nicht nur in dem Sektor, sondern generell in der gesamten heimischen Industrie.
Wirkungskette
Die Wirkungskette in Kurzform:
Höhere Exporte (der Rohstoffe, zum Beispiel Öl) – höhere Fremdwährungszuflüsse – (teilweise) Umtausch in Landeswährung – höhere Kurse der Landeswährung – höhere Exportpreise und dadurch geringere Wettbewerbsfähigkeit – niedrigere (Industrie-)Exporte – Abwanderung der Arbeitskräfte in die boomende Rohstoffindustrie (Öl) und in den Dienstleistungssektor – Rückgang des industriellen Sektors.
Das Hautproblem ist also die Aufwertung der heimischen Währung: dadurch werden die heimischen Waren (etwa Autos, Getreide oder Kleidung) für das Ausland teurer, die Exporte nehmen ab.
Zudem werden durch die Aufwertung Importe aus anderen Ländern günstiger, was dazu führt, dass mehr im Ausland eingekauft wird und dafür weniger im Inland bei den heimischen Produzenten.
Die inländischen Produzenten verkaufen also in einer Gesamtbetrachtung im Ausland und im Inland weniger, der Industriesektor baut Umsätze und Arbeitsplätze ab.
Gegenmaßnahmen
Mögliche Gegenmaßnahmen sind:
- die staatlichen Deviseneinnahmen aus den Rohstoffexporten werden im Ausland investiert (und nicht in die heimische Währung umgetauscht);
- die Industrie wird wirtschaftspolitisch durch Investitionen in die Wettbewerbsfähigkeit unterstützt bzw. subventioniert, um die beherrschende Stellung des Rohstoffsektors zu mindern und wirtschaftlich breit aufgestellt und nicht zu abhängig von den (endlichen) Rohstoffen zu sein.
Alternative Begriffe: Niederländische Krankheit.