Kapitalfreisetzung

Kapitalfreisetzung Definition

Bei der auch als Umschichtungsfinanzierung bezeichneten Kapitalfreisetzung wird kein zusätzliches Kapital geschaffen, sondern es wird gebundenes Kapital in Geld umgewandelt.

Die Finanzierung durch Kapitalfreisetzung stellt eine Form der Innenfinanzierung dar.

Zu ihren Maßnahmen zählen

  • die Verringerung der Kapitalbindung,
  • die Veräußerung von Vermögen (Deinvestition) sowie
  • die Kapitalfreisetzung durch Abschreibungen.

Alternative Begriffe: Finanzierung aus Vermögensumschichtung, Umschichtungsfinanzierung, Vermögensumschichtung.

Maßnahmen der Kapitalfreisetzung

Zu den möglichen Maßnahmen, die eine Finanzierung durch Kapitalfreisetzung im Anlagevermögen sowie im Umlaufvermögen enthalten, zählen:

Verringerung der Kapitalbindung

Die Kapitalbindung im Vermögen des Unternehmens kann unter anderem durch folgende Maßnahmen reduziert werden:

  • Reduzierung des Forderungsbestandes durch Verkürzung der den Kunden gewährten Zahlungsziele, durch strikteres Mahnwesen oder durch Factoring (Forderungsverkauf);
  • Reduktion der Vorräte durch Bestandsoptimierung oder mittels Bezug „just-in-time“;
  • Leasing von Vermögensgegenständen des Anlagevermögens (zum Beispiel Maschinen, PKW, EDV-Ausstattung) an Stelle der Anschaffung.

Beispiel: Kapitalfreisetzung durch Reduzierung der Kundenforderungen

Angenommen, ein Unternehmen erzielt jährliche Umsatzerlöse in Höhe von 12 Mio. Euro.

Die durchschnittliche Dauer, bis die Kundenforderungen aus Rechnungen eingehen betrage 2 Monate.

Das bedeutet, dass im Umlaufvermögen (Bilanzposten Forderungen aus Lieferungen und Leistungen) 2 Mio. Euro (2/12 × 12 Mio. Euro) gebunden sind (Kapitalbindung).

Verkürzte Bilanz vor Kapitalfreisetzung
Aktiva   Passiva  
3.000.000 2.000.000
   
1.000.000 2.000.000
2.000.000 1.000.000
1.000.000 2.000.000
  7.000.000   7.000.000

Kapitalfreisetzung

Gelingt es dem Unternehmen, die durchschnittliche Zahlungsfrist für ausstehende Rechnungen auf 1 Monat zu reduzieren, beträgt der Forderungsbestand lediglich noch 1 Mio. Euro.

Somit wurden 1 Mio. Euro Kapital freigesetzt, die zum Beispiel dazu verwendet werden können, einen Bankkredit zu reduzieren oder Investitionen zu tätigen.

Verkürzte Bilanz nach Kapitalfreisetzung
Aktiva   Passiva  
3.000.000 2.000.000
   
1.000.000 2.000.000
1.000.000 1.000.000
1.000.000 1.000.000
  6.000.000   6.000.000

Veräußerung von Vermögen

Kapital kann zum Beispiel durch die Veräußerung von (nicht betriebsnotwendigen) Immobilien oder von Wertpapieren freigesetzt werden.

Im Rahmen einer Sale-and-lease-back-Transaktion kann Anlagevermögen (etwa Maschinen) verkauft werden (dadurch werden finanzielle Mittel erzielt) sowie anschliessend zurück geleast werden.

Kapitalfreisetzung durch Veräußerung

In der obigen Bilanz ist ein Anlagevermögen in Höhe von 3 Mio. Euro (zu Buchwerten) enthalten.

Dies bestehe zu 1 Mio. Euro aus langfristigen Wertpapieren und zu 2 Mio. Euro aus betriebsnotwendigen Maschinen.

Das Unternehmen verkauft die Wertpapiere für 1 Mio. Euro über die Börse und die Maschinen für 2,5 Mio. Euro an eine Leasinggesellschaft (hier waren 0,5 Mio. Euro stille Reserven vorhanden).

Dadurch kommen 3,5 Mio. Euro Geld herein, das zur Finanzierung genutzt werden kann.

Das Unternehmen least die Maschinen von der Leasinggesellschaft zurück.

Kapitalfreisetzung durch Abschreibungen

Bezüglich einer aus Abschreibungen resultierenden Kapitalfreisetzung siehe Finanzierung aus Abschreibungen.

Vorteile der Finanzierung durch Kapitalfreisetzung

Das Unternehmen kann einen Großteil der Maßnahmen zur Kapitalfreisetzung aus eigener Kraft umsetzen und ist somit unabhängiger von externen Finanzierungsquellen wie zum Beispiel Krediten.

Die Finanzierung ist weniger mit Finanzierungskosten wie zum Beispiel Zinsen verbunden, vielmehr sind organisatorische Anstrengungen (Bestandsoptimierung, Mahnwesen und so weiter) gefordert, die unter Umständen auch Kosten verursachen (Warenwirtschaftssystem, Mahnkosten).