Lieferantenkredit
Lieferantenkredit Definition
Ein Lieferantenkredit entsteht dadurch, dass der Lieferant bzw. Dienstleister dem die Lieferung oder Leistung empfangenden Kunden eine Rechnung mit Zahlungsziel (zum Beispiel "14 Tage 2 % Skonto, 30 Tage netto") stellt.
Bei einer Lieferung gegen Barzahlung entsteht kein Lieferantenkredit.
Durch die Inanspruchnahme des Zahlungsziels über die Skontofrist hinaus entstehen Kosten in Höhe des entgangenen Skontos. Der Lieferantenkredit ist in der Regel sehr teuer.
Der Lieferantenkredit ist – ebenso wie der Kundenkredit – ein Warenkredit bzw. Handelskredit, der auf einer Lieferungsvereinbarung für Waren basiert.
Alternative Begriffe: Lieferkredit, Liefererkredit, Warenschulden.
Skonto
Skonto ist ein Preisnachlass für schnelle Zahlung.
Die in der Zahlungszielvereinbarung implizit enthaltene Zinsbelastung (die Kosten des Lieferantenkredits) ergibt sich aus dem Skontosatz sowie der Skontofrist.
Der Zinssatz ist in der Regel außerordentlich hoch, so dass Unternehmen die Skontofrist regelmäßig einhalten (sollten). Der Zinssatz spiegelt die Kosten bei einem Verzicht auf die eingeräumte Skontonutzung wider.
Beispiel: Kosten des Lieferantenkredits
Die Müller GmbH erhält zum 1. Januar 01 eine Lieferung im Wert von netto 100.000 Euro, die auf dasselbe Datum ausgestellte Rechnung lautet über 119.000 Euro (inklusive 19 % Umsatzsteuer).
Als Zahlungsziel ist angegeben: bei Zahlung des Rechnungsbetrags innerhalb von 14 Tagen (Skontofrist) 2 % Skonto (Skontosatz), bei Zahlung innerhalb von 30 Tagen netto (ohne Abzug).
Zinsaufwendungen entstehen, sofern das Skonto nicht in Anspruch genommen wird, das heißt sofern die Zahlung erst zwischen dem 15. und dem 30. Tag nach Rechnungsstellung erfolgt.
Formel Lieferantenkredit / Skonto
Der Zinssatz beträgt: (Skontosatz × 360 Tage) / (Zahlungsziel in Tagen – Skontofrist in Tagen) = (2 % × 360 Tage) / (30 Tage – 14 Tage) = 45 %.
Das ist der Skontosatz von 2 % in einen Jahreszins umgerechnet (die 2 % sind ja nur für 2 Wochen).
Zahlt das Unternehmen innerhalb der Skontofrist, muss es lediglich 116.620 Euro (119.000 Euro × 0,98) überweisen.
Zahlt das Unternehmen erst danach (in der Regel dann erst am Ende der Fälligkeit, das heißt nach 30 Tagen), sind 119.000 Euro zu leisten.
Die Differenz in Höhe von 2.380 Euro (= 2 % von 119.000 Euro) stellt die Kosten des Verzichts auf die Skontonutzung dar.
Bei einem Skontosatz von 3 % beträgt der Zinssatz im Beispiel bereits 67,5 %:
(3 % × 360 Tage) / (30 Tage – 14 Tage) = 67,5 %.
Fazit
Der Lieferantenkredit ist mit 45 % im Beispiel (und auch in der Realität) die teuerste Kreditmöglichkeit, noch weit höher als der bereits teure Kontokorrentkredit.
Unternehmen sollten deshalb Skonto natürlich nutzen; das erfordert im Unternehmen aber einiges an Organisation, da ja viele Rechnungen eingehen und jeweils die Skontofrist gewahrt werden soll.
Vorteile und Nachteile eines Lieferantenkredits
Aus Sicht des Unternehmens, das den Lieferantenkredit als Finanzierung nutzt:
Vorteile
Der Lieferantenkredit wird oftmals gewährt, ohne dass eine Kreditwürdigkeitsprüfung seitens des Lieferanten erfolgt. Sicherheiten sind – mit Ausnahme von Eigentumsvorbehalten bzgl. der gelieferten Waren – nicht zu stellen.
Nachteile
Der Nachteil besteht in den außerordentlich hohen Kosten bzw. Zinsen.
Ausweis eines Lieferantenkredits in der Bilanz
Der Ausweis eines zum Bilanzstichtag in Anspruch genommenen Lieferantenkredits erfolgt in der Regel in dem Bilanzposten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen gemäß § 266 Abs. 3 C. 4. HGB.
Sofern die Voraussetzungen vorliegen, kann auch ein Ausweis unter
- § 266 Abs. 3 C. 6. HGB als Verbindlichkeiten gegenüber verbundenen Unternehmen oder
- § 266 Abs. 3 C. 7. HGB als Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht
geboten sein.