Fremdfinanzierung
Fremdfinanzierung Definition
Bei der Finanzierung eines Unternehmens unterscheidet man nach der Rechtsstellung der Kapitalgeber zwischen Eigenfinanzierung und Fremdfinanzierung.
Unter Fremdfinanzierung versteht man Kapitalzuführungen, bei denen die Kapitalgeber Gläubiger des Unternehmens werden.
In welchem Umfang ein Unternehmen – vor allem im Vergleich zu anderen Unternehmen – mit Fremdkapital finanziert ("verschuldet") ist, lässt sich zum Beispiel mittels der Fremdkapitalquote messen.
Alternative Begriffe: Fremdkapitalfinanzierung, Kreditfinanzierung.
Beispiele
Die Meier GmbH nimmt bei ihrer Hausbank einen Kredit über 1 Mio. € mit 3-jähriger Laufzeit auf. Die Hausbank wird dadurch zum Gläubiger der Meier GmbH. Aus Sicht der GmbH ist der Kredit Fremdfinanzierung.
Die Huber AG gibt verzinste Anleihen im Nominalwert von 100 Mio. € aus; diese werden von vielen (anonymen) Anlegern auf dem Kapitalmarkt gekauft. All diese Anleger sind Gläubiger des Unternehmens. Aus Sicht der AG sind die Anleihen Fremdfinanzierung.
Merkmale der Fremdfinanzierung
Die Merkmale einer Fremdfinanzierung sind:
- die Kapitalüberlassung ist befristet;
- es besteht eine Rückzahlungsverpflichtung in Höhe des Nominalbetrags;
- fester Anspruch der Gläubiger auf Zins und Tilgung (Kapitaldienst);
- die Kapitalgeber übernehmen keine Haftung, sondern sind Gläubiger des Unternehmens;
- keine Mitwirkungsrechte in der Unternehmensleitung;
- oftmals ist bei Fremdfinanzierung die Stellung von Sicherheiten (zum Beispiel Grundschuld oder Sicherungsübereignung) erforderlich;
- Fremdkapital steht im Rang vor dem Eigenkapital, das heißt im Falle einer Insolvenz bzw. Liquidation des Unternehmens wird zunächst das Fremdkapital bedient, erst im Anschluss daran nachrangige Gläubiger sowie die Eigentümer.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
Die für die Fremdkapitalbereitstellung gezahlten Vergütungen (zum Beispiel Zinsen) mindern — im Gegensatz zu etwa Dividenden auf Aktien (Eigenkapital) — den steuerlichen Gewinn, da sie steuerlich abzugsfähige Betriebsausgaben darstellen. Dieser Steuervorteil wird als Tax Shield bezeichnet.
Darüber hinaus kann durch Fremdkapitalfinanzierung der Leverage-Effekt genutzt werden, mit der Folge einer höheren Eigenkapitalrentabilität.
Zudem ist Fremdkapital in der Regel günstiger, da Eigentümer für das höhere Risiko, das sie tragen, eine höhere Rendite verlangen.
Nachteile
Mit steigender Fremdkapitalfinanzierung erhöht sich das Unternehmensrisiko, da in schlechten Geschäftsjahren gegebenenfalls Zins und Tilgung nicht mehr bedient werden können (die Gesellschaft wäre in dem Fall zahlungsunfähig).
Zudem steigt die Gefahr einer Überschuldung (das heißt, das Vermögen deckt nicht mehr die Schulden bzw. das Fremdkapital).
Siehe Erläuterungen zur Fremdkapitalquote.
Bilanzierung der Fremdfinanzierung
Das im Rahmen der Fremdfinanzierung aufgenommene Fremdkapital wird in der Bilanz unter den Verbindlichkeiten gemäß § 266 Abs. 3 C. HGB ausgewiesen.
Formen der Fremdfinanzierung
Zu den Formen der Fremdfinanzierung bzw. zu den Kreditarten zählen unter anderem die folgenden (wobei hier auch Kreditsubstitute wie Leasing oder Factoring enthalten sind):