Moral Hazard

Moral Hazard Definition

Der Begriff Moral Hazard (übersetzbar am besten wohl mit "moralische Gefährdung" oder "moralisches Risiko") bezeichnet ein problematisches, moralisch fragwürdiges (zum Beispiel nachlässiges, leichtsinniges oder risikoreiches) Verhalten eines Marktteilnehmers bzw. Vertragspartners.

Moral Hazard ist der zweite Problemkomplex der Asymmetrischen Information, neben der Adversen Selektion; im Gegensatz zu letzterer tritt er nach Vertragsabschluss auf.

Beispiel

Beispiel: Moral Hazard bei einer Autoversicherung

Ein teilkaskoversichertes Auto ist unter anderem gegen Diebstahl und Hagelschäden versichert.

Das könnte dazu führen, dass der Versicherte nachlässiger und risikobereiter mit dem PKW umgeht, als wenn er einen etwaigen Schaden selbst bezahlen müsste.

Der Versicherte könnte beispielsweise das Auto nachts draußen stehen lassen, statt es in die Garage zu fahren, er würde vielleicht bei der Wetterprognose "Hagel" nicht alle Hebel in Bewegung setzen, um das Auto in Sicherheit zu bringen, er könnte das Auto bei Ausflügen in "schlechten Gegenden" abstellen und so weiter – die Versicherung zahlt ja, wenn etwas passiert.

Die Versicherung ist sich dieser Moral Hazard natürlich bewusst und versucht dem durch diverse Maßnahmen zu begegnen, zum Beispiel durch

  • Selbstbeteiligung des Versicherungsnehmers im Schadensfall,
  • Prämienhochstufung im Versicherungsfall,
  • Belohnungen / Preisvorteile für Garagenparker oder
  • Vertragliche Vereinbarungen (Parken in der Garage oder auf dem Stellplatz verpflichtend).

Das Moral Hazard - Problem kann allgemein immer dann auftreten, wenn jemand abgesichert ist, zum Beispiel neben Versicherungen auch durch Bürgschaften, Haftungsbeschränkungen oder finanzielle "Rettungsschirme" bzw. wenn falsche Anreize gesetzt werden (etwa wenn ein Vertriebsmitarbeiter für jeden neuen Kunden einen festen Bonus bekommen würde, egal wie gut / kreditwürdig der Kunde ist; er würde dann die Belohnung erhalten, den etwaigen Schaden hätte seine Firma).

Das Verhalten ist nicht direkt unmoralisch im engeren Sinne, vielmehr einfach bequem oder aus eigener Sicht sinnvoll.

Für Unternehmen und andere Betroffene geht es darum, Moral-Hazard-Probleme zu erkennen und durch Maßnahmen und Anreize zu verhindern oder zumindest zu reduzieren.

Es wird bei der Moral Hazard nach Vertragsabschluss teils unterschieden zwischen

  • ex ante Moral Hazard (hier wird ein Schaden teurer bzw. wahrscheinlicher, bevor er eintritt, zum Beispiel durch Nachlässigkeit oder Bequemlichkeit wie oben) und
  • ex post Moral Hazard (hier wird ein Schaden teurer als nötig, nachdem er eingetreten ist, zum Beispiel indem die teuerste Werkstatt mit dem besten Service (Abholung, "kostenlose" Wagenreinigung ...) vor Ort beauftragt wird, einen Kfz-Hagelschaden zu beheben – "kostet ja nichts, die Versicherung zahlt.").

Das kann man auch auf Krankenversicherungen übertragen: ungesunde Lebensweise, keine Vorsorge (ex ante) und im Krankheitsfall teure Behandlung beim Top-Spezialisten des Ärzte-Rankings (ex post).