Steuerparadoxon
Steuerparadoxon Definition
Steuern (auf den Gewinn) mindern Zahlungen, die der Investor erhält.
Deshalb sollte man meinen, dass der Kapitalwert (abgezinste Zahlungen) einer Investition sinkt, wenn Steuern einbezogen werden.
Das muss aber nicht so sein und dieses widersprüchliche Phänomen bezeichnet man als Steuerparadoxon.
Das liegt daran, dass die Steuern auch beim Kalkulationszinsfuß einbezogen werden (man geht also davon aus, dass die alternative Geldanlage ebenfalls besteuert wird).
Beispiel
Beispiel: Steuerparadoxon (Kapitalwert nach Steuern besser)
Ein Autoverleih kauft am 01.01.01 ein Auto für 3.000 € mit einer zweijährigen Nutzungsdauer.
Aus den Vermietungen fließen im ersten Jahr 1.500 € zu (am 31.12.01) und 1.500 € im zweiten Jahr (am 31.12.02).
Ohne Steuern auf den Gewinn sieht die Berechnung des Kapitalwerts (KW) bei einem angenommenen Zinssatz von 5 % so aus:
$$KW = - 3.000 + \frac{1.500}{1,05} + \frac{1.500}{1,05^2} = -210,90$$
Und mit Steuern (eine Gewinnsteuer von 50 % angenommen) so:
$$KW = - 3.000 + \frac{1.500}{1,025} + \frac{1.500}{1,025^2} = -108,90$$
Erläuterung zur Steuerwirkung: Die Einzahlungen in Höhe von 1.500 € im ersten und zweiten Jahr werden durch lineare Abschreibungen in Höhe von jeweils 1.500 € (3.000 € Anschaffungskosten verteilt auf 2 Jahre) gemindert, der zu versteuernde Gewinn ist 0. Deshalb sind auch die Zahlungen nach Steuern hier 1.500 €.
Durch den Steuersatz von 50 % mindert sich aber der Kalkulationszinssatz, da eine alternative Anlage nicht mehr 5 % bringt, sondern nur noch 50 % von 5 % = 2,5 % (50 % Steuern werden abgezogen). Es wird mit einem kleineren Zinsfuß abgezinst, die diskontierten Zahlungen steigen dadurch.
Man sieht, dass sich der Kapitalwert mit Steuern hier von gerundet -211 vor Steuern auf -109 verbessert (aber immer noch negativ ist).
Bedeutung des Steuerparadoxons
Das Steuerparadoxon anders ausgedrückt: der Kapitalwert vor bzw. ohne Steuern ist eventuell kleiner als der Kapitalwert nach bzw. mit Steuern.
Oder: die Kapitalwerte steigen eventuell mit steigenden Steuersätzen.
Das bedeutet aber nicht, dass Steuern gut für Investitionen sind bzw. diese fördern.
Es liegt einfach daran, dass sich auch die mit dem Kalkulationszinsfuß abgebildeten Vergleichsanlageobjekte durch Steuern verschlechtern.