Eigenkapitalrentabilität
Definition
Die Eigenkapitalrentabilität bzw. Eigenkapitalrendite als eine Form der Kapitalrentabilität bezeichnet die – sich von Jahr zu Jahr verändernde – "Verzinsung" des eingesetzten Eigenkapitals, ausgedrückt in %.
Eine Eigenkapitalrentabilität von 10 % besagt zum Beispiel, dass ein Unternehmen auf ein eingesetztes Eigenkapital von 1 Mio. € einen Gewinn von 100.000 € erzielt.
Alternative Begriffe: Eigenkapitalverzinsung, EK-Rendite, EK-Rentabilität, Return on Equity (RoE), Rentabilität des Eigenkapitals, Unternehmerrentabilität.
Formel
Die Eigenkapitalrendite lässt sich nach folgender Formel berechnen:
Eigenkapitalrentabilität = Gewinn / Eigenkapital
Dabei definiert bzw. "findet" man im Jahresabschluss Zähler und Nenner der Formel so:
Gewinn: Jahresüberschuss nach Steuern
Der Gewinn (Zähler der Formel) entspricht dabei in der Regel dem in der Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens ausgewiesenen Jahresüberschuss nach Steuern.
Abzug des Unternehmerlohns bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften
Bei Einzelunternehmen sollte vom Gewinn der kalkulatorische Unternehmerlohn abgezogen werden, um Vergleiche mit Kapitalgesellschaften zu ermöglichen.
Hintergrund: Während bei Kapitalgesellschaften (zum Beispiel GmbH, AG) das Gehalt des Geschäftsführers bzw. Vorstands als Aufwand verbucht wird und damit den Gewinn mindert, kann ein Einzelunternehmer sich selbst kein Gehalt bezahlen. Der Einzelunternehmer "lebt" vom Gewinn.
Das gilt analog auch für Personengesellschaften (zum Beispiel OHG, KG).
Eigenkapital
Das Eigenkapital (Nenner der Formel) kann der Bilanz entnommen werden: es entspricht den Bilanzposten des § 266 Abs. 3 A. HGB.
Wird die Eigenkapitalrentabilität auf Basis der Werte eines Konzernabschlusses ermittelt, werden in der Regel sowohl beim Gewinn als auch beim Eigenkapital die Minderheitenanteile einbezogen.
Beim Eigenkapital wird
- teilweise auf den Endbestand (das heißt in der Regel zum 31. Dezember des Geschäftsjahrs),
- teilweise aber auch auf den Anfangsbestand (das heißt in der Regel zum 1. Januar des Geschäftsjahrs) oder
- auf ein durchschnittliches Eigenkapital während des Geschäftsjahrs abgestellt.
Beispiel: Eigenkapitalrentabilität
Ein Unternehmen der Immobilienbranche weist auf der Aktivseite seiner Bilanz ausschließlich eine vermietete Immobilie im Wert von 1 Mio. € aus. Das Unternehmen ist vollständig mit Eigenkapital finanziert.
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | 1.000.000 € | Eigenkapital | 1.000.000 € |
Aus der Immobilie ergibt sich ein jährlicher Gewinn in Höhe von 80.000 €, der sich als Saldo der Mieterträge in Höhe von 100.000 € sowie der Abschreibung in Höhe von 20.000 € ergibt (weitere Kosten und auch Steuern seien der Einfachheit halber an dieser Stelle vernachlässigt).
Die (verkürzte) Gewinn- und Verlustrechnung sieht dann so aus:
Mieterlöse | 100.000 € | |
- | Abschreibungen | -20.000 € |
= | Gewinn / Jahresüberschuss | 80.000 € |
Berechnung
Berechnung auf Basis des Eigenkapitals zum Jahresanfang
Die Eigenkapitalrendite auf Basis des Eigenkapitals zum Jahresanfang berechnet sich im Beispiel nach folgender Formel:
Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 80.000 € / 1.000.000 € = 0,08 = 8 %.
Berechnung auf Basis des Eigenkapitals zum Jahresende
Angenommen, die Mieterlöse von 100.000 € liegen auf dem Bankkonto; die Abschreibungen in Höhe von 20.000 € haben das Anlagevermögen auf 980.000 € Buchwert gemindert und das Eigenkapital hat sich durch den Jahresüberschuss von 80.000 € auf 1.080.000 € erhöht.
Dann sieht die Bilanz zum Jahresende so aus:
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | 980.000 € | Eigenkapital | 1.080.000 € |
Bankguthaben | 100.000 € |
Die Eigenkapitalrendite auf Basis des Eigenkapitals zum Jahresende berechnet sich entsprechend nach folgender Formel:
Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 80.000 € / 1.080.000 € = 0,074 = 7,4 %.
Einordnung
Intuitiv richtig als Basis scheint das Eigenkapital zum Jahresanfang zu sein (wie bei einer festen Verzinsung: 1 Mio. € anlegen, nach einem Jahr 80.000 € = 8 % Zinsen erhalten; hier bezieht man sich auch auf das anfängliche Kapital).
Plausibel ist aber auch das durchschnittliche Eigenkapital während des Geschäftsjahrs, da sich das Eigenkapital durch die Gewinnerzielung im Unternehmen bzw. "Verzinsung" täglich erhöht.
Wenig plausibel ist das Eigenkapital zum Jahresende als Basis.
Aussage bzw. Interpretation
Ein Maßstab für Kapitalrentabilität
Die Eigenkapitalrentabilität ist – neben beispielsweise der Gesamtkapitalrentabilität – eine der Kennzahlen, die die Ertragskraft und Kapitalrentabilität des Unternehmens messen soll.
Die Aussage einer hoher Eigenkapitalrendite liegt in einem aus Sicht des Eigentümers erfolgreichen Unternehmen.
Die Eigenkapitalrentabilität sollte höher ausfallen als die Rendite anderer langfristiger Anlagen (zum Beispiel Staatsanleihe), da der Eigentümer für die Übernahme des unternehmerischen Risikos eine im Vergleich zu sicheren Anlagen höhere Vergütung (Risikoprämie) erhalten muss.
Eigenkapitalrendite und Eigenkapitalkosten
Man geht davon aus, dass Eigentümer wie etwa Aktionäre eine bestimmte Rendite (zum Beispiel 10 %) fordern und spricht deshalb auch von Eigenkapitalkosten: Möchte ein Unternehmen Eigenkapital aufnehmen, muss es den Investoren diese Rendite bieten – das Eigenkapital ist also (ebenso wie ein Kredit) mit Finanzierungskosten verbunden.
Probleme
Rechnungslegung als Basis
Die Eigenkapitalrentabilität setzt Größen des Jahresabschlusses in ein Verhältnis zueinander.
Bilanzieren Unternehmen nach unterschiedlichen Rechnungslegungsstandards (zum Beispiel HGB oder IFRS), so ergeben sich daraus unter Umständen unterschiedliche Gewinne und/oder Eigenkapitalwerte.
Dies gilt analog auch für den Fall, dass Unternehmen zwar nach denselben Rechnungslegungsstandards bilanzieren, jedoch beispielsweise andere Abschreibungsmethoden oder Nutzungsdauern anwenden und dadurch der Gewinn (Zähler der Formel) beeinflusst und damit eine Vergleichbarkeit von Unternehmen beeinträchtigt wird.
Beeinflussung durch Leverage-Effekt
Die Höhe der Eigenkapitalrentabilität wird durch den sogenannten Leverage-Effekt beeinflusst und kann somit "manipuliert" werden.