Leverage-Effekt

Leverage-Effekt Definition

Der Leverage Effekt beschreibt die Hebelwirkung des Fremdkapitals auf die Eigenkapitalrentabilität: durch den Einsatz von Fremdkapital (anstelle von Eigenkapital) kann die Eigenkapitalrendite für die Eigentümer gesteigert werden.

Voraussetzung für einen positiven Leverage-Effekt ist, dass die Investitionsrendite (Gesamtkapitalrendite) des Unternehmens über dem Fremdkapitalzins liegt.

Das heißt: das Unternehmen erzielt mit seiner operativen Tätigkeit (zum Beispiel dem Automobilbau) eine Rendite (zum Beispiel 10 %), die höher ist als der Fremdkapitalzins von beispielsweise 5 % für die vom Unternehmen aufgenommenen Bankdarlehen.

Begrenzt wird der Leverage-Effekt durch

  • beschränkte Kreditaufnahmemöglichkeiten,
  • steigende Zinsen bei höherer Verschuldung sowie
  • fehlende Investitionsmöglichkeiten.

Alternative Begriffe: Financial Leverage Effekt, Hebeleffekt, Hebelwirkung des Fremdkapitals, Leverageeffekt, Leverage effect (oder kurz: Leverage).

Leverage-Effekt Beispiel

Der Leverage-Effekt lässt sich berechnen:

Beispiel: Berechnung des Leverage-Effekts

Das Beispiel zur Eigenkapitalrentabilität sei an dieser Stelle aufgegriffen:

Ein Unternehmen der Immobilienbranche weist auf der Aktivseite seiner Bilanz ausschließlich eine vermietete Immobilie im Wert von 1 Mio. € aus. Das Unternehmen ist vollständig mit Eigenkapital finanziert:

Bilanz mit reiner Eigenkapitalfinanzierung
Aktiva   Passiva  
1.000.000 € 1.000.000 €

Aus der Immobilie ergibt sich ein jährlicher Gewinn in Höhe von 80.000 €, der sich als Saldo der Mieterträge in Höhe von 100.000 € sowie der Abschreibung in Höhe von 20.000 € ergibt (weitere Kosten und auch Steuern seien der Einfachheit halber an dieser Stelle vernachlässigt).

Die (verkürzte) Gewinn- und Verlustrechnung sieht dann so aus:

  Mieterlöse 100.000 €
- Abschreibungen -20.000 €
= Gewinn / Jahresüberschuss 80.000 €

Berechnung der Eigenkapitalrendite

Die Eigenkapitalrendite berechnet sich wie folgt:

Eigenkapitalrendite vor Leverage-Effekt:

Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 80.000 € / 1.000.000 € = 8 %.

Leverage Effekt

Es sei nun angenommen, dass die Hälfte des Eigenkapitals, also 500.000 €, durch Fremdkapital (ein Bankdarlehen in Höhe von 500.000 € mit einem Zinssatz von 5 %) ersetzt wird (zum Beispiel, indem 500.000 € an die Eigentümer ausgeschüttet werden):

Bilanz mit teilweiser Fremdkapitalfinanzierung
Aktiva   Passiva  
1.000.000 € 500.000 €
  500.000 €

Dadurch reduziert sich der Gewinn von ursprünglich 80.000 € um 25.000 € (5 % Zins auf das Darlehen in Höhe von 500.000 €) auf 55.000 €:

GuV nach Leverage-Effekt
  Mieterlöse 100.000 €
- Abschreibungen -20.000 €
- Zinsaufwand -25.000 €
= Gewinn / Jahresüberschuss 55.000 €

Da sich das Eigenkapital nunmehr auf 500.000 € reduziert hat, stellt sich die Formel für die Berechnung der Eigenkapitalrentabilität wie folgt dar:

Eigenkapitalrendite nach Leverage-Effekt:

Eigenkapitalrendite = Gewinn / Eigenkapital = 55.000 € / 500.000 € = 11 %.

Die Eigenkapitalrentabilität hat sich somit durch den Einsatz von Fremdkapital von 8 % auf 11 % erhöht.

Das heißt, das Fremdkapital "hebelt" die Eigenkapitalrendite nach oben.

Grenzen des Leverage-Effekts

Theoretisch könnte man immer weiter Eigenkapital durch Fremdkapital ersetzen und dadurch die Eigenkapitalrendite erhöhen.

Steigende Verschuldung führt zu höheren Zinsen

Allerdings werden mit steigender Verschuldung (aufgrund des höheren Risikos) zunächst die zu zahlenden Zinsen steigen und die Bank wird bei Überschreitung einer gewissen Verschuldung keine weiteren Kredite mehr zur Verfügung stellen.

In dem obigen Beispiel ist das wohl noch kein Problem: die Eigenkapitalquote beträgt immer noch 50 %, ein vergleichsweise hoher Wert.

Die Investitionsrendite muss über dem Fremdkapitalzins liegen

Darüber hinaus wirkt der Leverage-Effekt nur solange (positiv), wie die Investitionsrendite (die Gesamtkapitalrentabilität) größer als der Fremdkapitalzins ist – man spricht in dem Fall auch von der Leverage-Chance.

Positiver Leverage-Effekt

In dem obigen Beispiel beträgt die Investitionsrendite der Immobilie 8 %, der Darlehenszins liegt lediglich bei 5 %.

Der Leverage-Effekt wirkt positiv: man leiht sich Geld zu 5 % und macht mit seinem Unternehmen 8 % daraus – die Differenz kommt dem Eigentümer zugute; seine Eigenkapitalrendite steigt dadurch.

Negativer Leverage-Effekt

Würde der Darlehenszins zum Beispiel auf 9 % steigen, würde der Leverage-Effekt negativ wirken.

Es ist nicht sinnvoll, sich Geld zu 9 % zu leihen, das geliehene Geld in das Unternehmen zu investieren, das daraus nur 8 % Rendite erwirtschaftet. Die Differenz müsste der Eigentümer tragen.

Investitionsmöglichkeiten nehmen ab

Auch die Investitionsmöglichkeiten sind nicht unbegrenzt: ein Unternehmen kann nicht beliebig oft sein Geschäftsvolumen vervielfachen; dafür sorgt die Konkurrenz oder die Märkte sind gesättigt.