Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen
Erhaltene Anzahlungen Definition
Erhaltene Anzahlungen resultieren daraus, dass der Kunde auf von ihm getätigte Bestellungen eine Anzahlung an den Lieferanten vor Fertigstellung bzw. Abnahme leistet.
Derartige Anzahlungen sind nicht allgemeine Praxis (üblicherweise wird zuerst geliefert, dann die Rechnung bezahlt), aber in manchen Branchen wie dem Spezialanlagenbau durchaus üblich.
Auch in den Fällen, in denen Vorauskasse (Bezahlung des Kaufpreises vor Lieferung) vereinbart ist, werden die erhaltenen Beträge am Bilanzstichtag als erhaltene Anzahlungen bilanziert, sofern die Ware noch nicht ausgeliefert wurde.
Alternative Begriffe: Kundenanzahlung, Vorauszahlung.
Bilanzierung erhaltener Anzahlungen
Für die Bilanzierung erhaltener Anzahlungen gibt es 2 Möglichkeiten:
Alternative 1: als Verbindlichkeit (Passivseite)
Der Ausweis einer zum Bilanzstichtag bestehenden erhaltenen Anzahlung erfolgt in dem Bilanzposten Erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen gemäß § 266 Abs. 3 C. 3. HGB auf der Passivaseite innerhalb der Verbindlichkeiten.
Erhaltene Anzahlungen buchen
Der Buchungssatz lautet zum Beispiel: Bank 100.000 € an erhaltene Anzahlungen 100.000 €.
In einer stark verkürzten Bilanz sieht das so aus (in Tausend Euro):
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte (unfertige Erzeugnisse) | 120 | Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten | 120 |
Kasse, Bank | 100 | Erhaltene Anzahlungen | 100 |
220 | 220 |
Alternative 2: von Vorräten absetzen (Aktivseite)
Alternativ können erhaltene Anzahlungen auch offen von den Vorräten (zum Beispiel die unfertigen Erzeugnisse betreffend) abgesetzt werden (§ 268 Abs. 5 Satz 2 HGB).
Beispiel: erhaltene Anzahlungen offen von Vorräten absetzen
Angenommen, die erhaltene Anzahlung von 100.000 € betrifft eine bestellte Maschine in Sonderanfertigung, die zum Bilanzstichtag mit 120.000 € in den unfertigen Erzeugnissen aktiviert ist.
Dann werden die 100.000 € Anzahlung in einer Vorspalte von den Vorräten abgesetzt, so dass der verbleibende Nettobetrag (unter der Annahme, dass keine weiteren Vorräte vorliegen) 20.000 € ist.
Durch diese Ausweisvariante kommt es zu einer Bilanzverkürzung, das heißt, die Bilanzsumme ist geringer als bei Alternative 1.
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte (unfertige Erzeugnisse) 120 - erhaltene Anzahlungen 100 | 20 | Verbindlichkeiten ggü. Kreditinstituten | 120 |
Kasse, Bank | 100 | ||
120 | 120 |
Aus Platzgründen wurde hier auf die Vorspalte verzichtet.