Primärmarkt und Sekundärmarkt
Definition
Bei einem Markt für Wertpapiere wie etwa für Aktien spricht man von einem Primärmarkt, wenn ein Unternehmen neue Wertpapiere / Aktien ausgibt und diese an die Anleger verkauft.
Das kann bei Aktien im Rahmen des Börsengangs (Initial Public Offering, kurz: IPO) eines Unternehmens erfolgen, bei dem das Unternehmen erstmals Aktien an der Börse ausgibt oder durch eine Kapitalerhöhung, bei der das Unternehmen weitere Aktien an die Börse bringt.
Dadurch gibt es neue Wertpapiere auf dem Markt und dem Unternehmen fließt Geld zu; es handelt sich aus Sicht des Unternehmens um eine Finanzierung.
Sind die Aktien erst einmal auf dem Markt, kann ein Anleger seine Aktien über die Börse an einen anderen Anleger verkaufen, man spricht dann von einem Sekundärmarkt (das Unternehmen selbst ist nicht direkt involviert).
Wenn man sich das bildlich vorstellen möchte:
Früher gab es Aktien noch in Papierform (heute nahezu ausschließlich elektronisch). Hat Herr Meier eine Aktie direkt von der Flugzeug AG zum Beispiel bei deren Kapitalerhöhung bezogen, hat er auf dem Primärmarkt des Kapitalmarkts gekauft (und die Papieraktie war noch frisch und sauber).
Hat Herr Meier die Aktie später an Herrn Müller verkauft, war dies eine Transaktion auf dem Sekundärmarkt des Kapitalmarkts (und die Papieraktie wurde abgegriffener und schmutziger).
Bedeutung
Auf den Sekundärmärkten werden täglich jeweils Wertpapiere für viele Milliarden Euro gehandelt, Emissionen von neuen Aktien oder Anleihen auf dem Primärmarkt hingegen sind seltenere Ereignisse.
Auch wenn Aktiengesellschaften nicht direkt auf dem Sekundärmarkt aktiv sind (sondern nur deren Aktionäre), ist dieser dennoch wichtig für die Unternehmen.
Zum einen zeigen die Aktienpreise, wie hoch Anleger das Unternehmen bewerten und zum anderen würden Investoren auch bei der Emission über den Primärmarkt wohl kaum Aktien kaufen, wenn sie nicht auch über die Börse schnell wieder aussteigen könnten.
Oft bezieht man den Begriff Sekundärmarkt auch nur auf ein Wertpapier / eine Aktie eines bestimmten Unternehmens und wenn man dann sagt, der Sekundärmarkt dafür ist gut, heißt dass vor allem, dass er liquide ist; das heißt, es finden tagtäglich viele Käufe und Verkäufe des Wertpapiers statt, so dass kein Käufer oder Verkäufer lange warten muss, bis sein Kauf- bzw. Verkaufswunsch umgesetzt werden kann.
Fazit
Geht eine Aktiengesellschaft (AG) am Montag, den 1. Juni 01 um 9 Uhr erstmalig an die Frankfurter Börse und verkauft dabei eine Aktie gegen Geld an Herrn Meier, dient die Frankfurter Börse als Primärmarkt der Kapitalbeschaffung der AG.
Verkauft Herr Meier die Aktie um 10 Uhr an Frau Müller, dient die Frankfurter Börse als Sekundärmarkt: hier werden Preise bzw. Kurse festgestellt, Aktien gehandelt (Käufe und Verkäufe zwischen Anlegern getätigt) und für Liquidität gesorgt.
Primärmarkt und Sekundärmarkt sind also abstrakte Fachbegriffe, die denselben Markt aus zwei unterschiedlichen Perspektiven beschreiben (und für Herrn Meier und Frau Müller ist das wahrscheinlich einfach die Frankfurter Börse).