Kapitalmarkt

Kapitalmarkt Definition

Viele große Unternehmen nutzen zur Kapitalbeschaffung den Kapitalmarkt, zum Beispiel indem sie Anleihen (Fremdkapital) oder Aktien (Eigenkapital) ausgeben – man nennt diese dann kapitalmarktorientierte Unternehmen.

Auf dem Kapitalmarkt kann dann mit den Aktien oder Anleihen gehandelt werden. Der Kapitalmarkt ist im Wesentlichen anonym, das heißt, das Unternehmen weiß in der Regel nicht, wer gerade die Anleihen hält und damit Gläubiger des Unternehmens ist (im Falle von Namensaktien kennt das Unternehmen zumindest seine Eigentümer namentlich).

Nicht jedes Unternehmen kann den Kapitalmarkt in Anspruch nehmen: so ist zum Beispiel die Ausgabe von Aktien nur bei Aktiengesellschaften und Kommanditgesellschaften auf Aktien (KGaA) möglich.

GmbHs finanzieren sich eher über die Gesellschafter und über Bankkredite.

Während sich eine kapitalmarktorientierte Gesellschaft bei Millionen von (auch kleinen) Investoren Kapital beschaffen kann (zum Beispiel durch die Ausgabe von Anleihen im Nennwert von 100 €), haben nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen vielleicht eine Handvoll Banken, bei denen sie sich Geld leihen können.

Der Kapitalmarkt ist zum einen ein

  • Primärmarkt (Emissionsmarkt), auf dem sich Unternehmen durch die Ausgabe von Wertpapieren Geld beschaffen können und zum anderen ein
  • Sekundärmarkt, auf dem die Wertpapiere in der Folge gehandelt werden.

Kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften

§ 264d HGB definiert im Hinblick auf die erweiterten Anforderungen an die Rechnungslegung (siehe Jahresabschluss), was eine kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaft ist: eine Kapitalgesellschaft, die einen organisierten Markt (zum Beispiel Aktienbörse) im Sinn des § 2 Abs. 5 des Wertpapierhandelsgesetzes durch von ihr ausgegebene Wertpapiere (zum Beispiel Aktien) in Anspruch nimmt oder die Zulassung solcher Wertpapiere zum Handel an einem organisierten Markt beantragt hat.

Beispiel: Kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaft

Die Neu AG wird im Jahre 01 gegründet. Einzige Aktionäre sind die beiden Gründer Adam und Berta.

Die Neu AG ist zwar als Aktiengesellschaft eine Kapitalgesellschaft, aber (noch) keine kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaft.

Nachdem sich die Neu AG in den Folgejahren wirtschaftlich gut entwickelt hat, macht sie im Jahr 05 einen Börsengang, bei dem im Rahmen einer Kapitalerhöhung Aktien an der Börse platziert werden. Es gibt nun neben den beiden Gründern viele weitere Aktionäre und die Aktien können an der Börse gehandelt (gekauft und verkauft) werden.

Nun ist sie eine kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaft.

Daraus ergeben sich zusätzliche Anforderungen an die Rechnungslegung, zum Beispiel (es gibt noch zahlreiche weitere Anforderungen):

  • Nach § 264 Abs. 1 Satz 2 haben die gesetzlichen Vertreter einer kapitalmarktorientierten Kapitalgesellschaft, die nicht zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet ist, den Jahresabschluss um eine Kapitalflussrechnung und einen Eigenkapitalspiegel zu erweitern;
  • Kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften gelten stets als große Kapitalgesellschaft (§ 267 Abs. 3 Satz 2 HGB); damit können sie größenabhängige Erleichterungen wie die in § 276 HGB oder § 288 HGB nicht nutzen.