Eigenkapitalquote
Eigenkapitalquote Definition
Die Eigenkapitalquote bezeichnet den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (Bilanzsumme), ausgedrückt in %.
Die Eigenkapitalquote ist einer der Indikatoren für das Risiko und die Bonität eines Unternehmens: eine hohe Eigenkapitalquote (im Umkehrschluss: eine geringe Verschuldung) verringert das Insolvenzrisiko aus Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit — verringert aber unter Umständen auch die Eigenkapitalrentabilität.
Die Eigenkapitalquote lässt sich durch verschiedene Maßnahmen wie Kapitalfreisetzung, Kapitalerhöhungen oder Gewinneinbehaltung erhöhen.
Alternative Begriffe: Eigenfinanzierungsgrad, Eigenfinanzierungsquote, Eigenkapitalanteil, Eigenkapitalintensität, EK-Quote, EKQ, Equity Ratio, Grad der finanziellen Unabhängigkeit.
Eigenkapitalquote Formel
Mit folgender Formel lässt sich die Eigenkapitalquote aus einem Jahresabschluss bzw. Konzernabschluss berechnen:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital / Gesamtkapital.
Beispiel
Beispiel: Eigenkapitalquote aus der Bilanz berechnen
Ein Unternehmen weist in der Bilanz zum 31. Dezember 01 ein Eigenkapital in Höhe von 300.000 € aus.
Das Gesamtkapital bzw. die Bilanzsumme betragen 1 Mio. €.
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | Eigenkapital | 300.000 | |
Maschinen | 600.000 | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte | 200.000 | (Langfristige) Kredite | 500.000 |
Forderungen aus L+L | 120.000 | Verbindlichkeiten aus L+L | 200.000 |
Kasse, Bank | 80.000 | ||
1.000.000 | 1.000.000 |
Berechnung Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote beträgt somit: 300.000 € / 1.000.000 € = 0,3 = 30 %.
Probleme der Eigenkapitalquote
Angenommen, dem Unternehmen gelingt es, doppelt so lange Zahlungsziele mit seinen Lieferanten zu vereinbaren; dadurch würden sich die Lieferverbindlichkeiten um 200.000 € auf 400.000 € erhöhen und wir nehmen an, die Bankguthaben sind entsprechend 200.000 € höher.
Die Bilanz würde dann so aussehen:
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | Eigenkapital | 300.000 | |
Maschinen | 600.000 | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte | 200.000 | (Langfristige) Kredite | 500.000 |
Forderungen aus L+L | 120.000 | Verbindlichkeiten aus L+L | 400.000 |
Kasse, Bank | 280.000 | ||
1.200.000 | 1.200.000 |
Diese eigentlich positive Entwicklung (längere Zahlungsziele, dadurch höhere Liquidität) wirkt sich in dem Beispiel auf die Eigenkapitalquote negativ aus: Eigenkapitalquote = 300.000 € / 1.200.000 € = 25 %.
Wird die erhöhte Liquidität aber zum Beispiel dazu genutzt, die Bankkredite um 200.000 € zurückzuführen, bliebe die Eigenkapitalquote zumindest gleich.
Manche Unternehmen oder Analysten verwenden aus diesem Grund im Nenner der Formel nicht das Gesamtkapital, sondern die Summe aus Eigenkapital und langfristigem, verzinslichen Fremdkapital (während die kurzfristigen Verbindlichkeiten ausgeklammert werden).
Wird die Eigenkapitalquote für einen Konzern berechnet, so sind in das Eigenkapital auch die Anteile in Fremdbesitz (Minderheitenanteile) einzubeziehen, da diese ebenfalls eine Eigenfinanzierung des Konzerns darstellen.
Einordnung und Bedeutung der Eigenkapitalquote
Durchschnittliche Eigenkapitalquote
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote in Deutschland liegt in einer Größenordnung von 20 % bis 25 %.
Grund 1: Traditionelle Kreditfinanzierung
Dieser eher geringe Wert liegt an der hierzulande vorherrschenden traditionellen Kreditfinanzierung über Sparkassen, Raiffeisenbanken und private Geschäftsbanken, während andere Länder wie die USA einen ausgeprägteren Kapitalmarkt haben, der entsprechende Eigenkapitalfinanzierungen über die Ausgabe von Aktien an Investoren ermöglicht.
Grund 2: Häufigste Rechtsformen
Zum anderen sind viele Unternehmen Einzelunternehmen, Offene Handelsgesellschaften oder Kommanditgesellschaften. Diese erfordern kein Mindestkapital — "im Hintergrund" haften aber die Gesellschafter zusätzlich mit ihrem Privatvermögen, so dass das haftende (aber nicht in der Bilanz ausgewiesene) Eigenkapital höher ist.
Vorteile einer hohen Eigenkapitalquote
Eine hohe Eigenkapitalquote bedeutet für ein Unternehmen insbesondere:
- eine höhere Kreditwürdigkeit (Bonität); ein hoher Eigenkapitalanteil bedeutet im Umkehrschluss eine geringe Verschuldung;
- ein geringeres Risiko aus den Insolvenztatbeständen
- Überschuldung, da das Eigenkapital als Verlustpuffer dient;
- Zahlungsunfähigkeit, da geringere Zahlungen für Zins und Tilgung zu leisten sind;
- eine höhere Unabhängigkeit für den Unternehmer, da er in Finanzierungsfragen weniger auf Fremdkapitalgeber (zum Beispiel die Verlängerung von Krediten) angewiesen ist.
Beispiel: Bedeutung einer guten Eigenkapitalquote
Ein Unternehmen mit einem auf der Aktivaseite der Bilanz zum 31. Dezember 01 ausgewiesenen Vermögen in Höhe von 10 Mio. Euro weist eine Eigenkapitalquote von 30 % auf. Das heißt, das Eigenkapital beträgt 3 Mio. Euro.
Eigenkapital als Verlustpuffer
Erleidet das Unternehmen im darauffolgenden Geschäftsjahr einen Verlust von 2 Mio. Euro, kann es diesen Verlust verkraften: das Eigenkapital von 3 Mio. Euro fängt diesen Verlust auf (Verlustpuffer) und reduziert sich auf nur mehr 1 Mio. Euro.
Hätte die Eigenkapitalquote zum Beispiel nur 10 % betragen, hätte der Verlust das vorhandene Eigenkapital überstiegen, die Gesellschaft wäre bilanziell überschuldet (und müsste eine sogenannte Überschuldungsprüfung vornehmen) und eventuell in Existenzgefahr.
Eigenkapital und Liquidität
Angenommen, in dem obigen Beispiel mit der 30%-igen Eigenkapitalquote bestehen die restlichen 70 % des Kapitals aus einem Bankdarlehen, für das jährlich 6 % Zinsen sowie eine jährliche Tilgung von 1 Mio. Euro zu leisten sind.
Zins und Tilgung belasten die Liquidität des Unternehmens. Wenn das Unternehmen im operativen Geschäft kein "Geld" (keinen Cashflow) erwirtschaftet, droht ggf. ein Liquiditätsengpass.
Mit geringer Eigenkapitalquote (und im Umkehrschluss höherer Fremdkapitalquote bzw. Verschuldung) nimmt dieses Liquiditätsrisiko zu.
Nachteile einer hohen Eigenkapitalquote
Eine hohe Eigenkapitalquote wirkt sich jedoch negativ auf die Eigenkapitalrentabilität aus — siehe Leverage-Effekt.
Erhöhung der Eigenkapitalquote
Die Eigenkapitalquote kann durch Maßnahmen auf der Aktivaseite und der Passivaseite der Bilanz verbessert werden:
- Aktivaseite
- Passivaseite
Die Eigenkapitalquote kann bei gleichbleibender Bilanzsumme dadurch erhöht werden, dass Fremdkapital durch Eigenkapital ersetzt wird oder das Unternehmen senkt die Bilanzsumme, indem es das Vermögen reduziert, zum Beispiel durch Reduktion der Vorräte (Bestandsoptimierung, Just-in-time), der Forderungsaußenstände (kürzere Kundenzahlungsziele, Mahnwesen, Factoring) oder des Anlagevermögens (zum Beispiel durch Leasing).