Retrograde Methode

Retrograde Methode Definition

Die retrograde Methode ist ein Verfahren, um Verbräuche an Rohstoffen, Material etc. zu ermitteln.

Das Prinzip: Aus der Tatsache, dass ein Unternehmen 10.000 Tiefkühlpizzen in einem Monat produziert hat und dafür laut Rezept 100 Gramm Mehl je Pizzateig verwendet werden, wird rückgerechnet ("retrograd"), dass 1.000 kg Mehl (10.000 × 0,1 kg) verbraucht wurden.

Und so verfährt man auch mit den weiteren Zutaten des Rezepts (oder allgemeiner der Stückliste, die alle Teile z. B. eines Computers oder eines Tisches mit ihren Mengen auflistet).

Diese Methode hat den Vorteil, dass sie einfach ist und keine Lagerbuchführung benötigt (man kann sie auf einem Zettel durchrechnen, besser in einer Software: die Verbrauchsmengen sind auf Knopfdruck verfügbar).

Nachteil: sie beruht auf (theoretischen) Sollwerten. Wurden z. B. aufgrund eines Fehlers in der Produktionsanlage jeweils 110 Gramm Mehl verwendet, stimmt der ermittelte Verbrauch nicht mehr (und es fehlt mehr Mehl, als man denkt – die Lagerbestände stimmen nicht). Ebenso, wenn es Schwund oder Ausschuss gab.

Wieviel tatsächlich verbraucht wurde, stellt sich erst bei einer körperlichen Bestandsaufnahme (Inventur) durch Zählen, Wiegen und Messen heraus; diese ist zumindest einmal jährlich für die Bilanzierung der Vorratsbestände vorzunehmen.

Da nur mit Sollwerten gerechnet wird, lassen sich Abweichungen zwischen Soll- und Ist-Werten nicht analysieren (die Fehleinstellung der Maschine wird so gar nicht erkannt, da nicht nachgeforscht wird).

Die retrograde Methode kann verfeinert werden, indem – basierend auf Erfahrungswerten – Mehrverbräuche für Ausschuss, Verschütten, Schwund usw. einkalkuliert werden.

Im Beispiel oben würde man dann beispielsweise mit 105 Gramm Mehl je Pizzateig rechnen.

Alternative Methoden sind die Inventurmethode und die Skontrationsmethode.

Alternative Begriffe: Retrogrades Verfahren, Rückrechnungsmethode.