Wiederbeschaffungskosten
Definition
Als Wiederbeschaffungskosten (kurz: WBK) bezeichnet man die (geschätzten) Anschaffungskosten bzw. Herstellungskosten, die ein Vermögensgegenstand in Zukunft haben wird.
Aufgrund der Inflation liegt der Wiederbeschaffungspreis meistens über den ursprünglichen Anschaffungskosten; in einzelnen Bereichen bzw. Branchen kann er aber auch darunter liegen.
Beispiel
Eine Spedition erwirbt im Jahr 01 einen LKW für (netto) 100.000 €; dies sind die Anschaffungskosten, mit denen der LKW in der Bilanz angesetzt wird.
Die Spedition geht davon aus, dass der LKW eine 5-jährige Nutzungsdauer hat und erwartet für das Jahr 06 (wenn ein neuer LKW beschafft werden muss) aufgrund der Preissteigerung bzw. Inflation einen Kaufpreis (Wiederbeschaffungspreis) von 120.000 €. Das sind die Wiederbeschaffungskosten.
Anwendung
WBK im externen Rechnungswesen
Im externen Rechnungswesen (Buchhaltung) dürfen keine Wiederbeschaffungskosten angesetzt werden; vielmehr sind im HGB die Anschaffungskosten bzw. Herstellungskosten anzusetzen (siehe § 253 Abs. 1 Satz 1 HGB).
Allerdings spielen die Wiederbeschaffungskosten eine Rolle beim Niederstwertprinzip, insbesondere beim für das Umlaufvermögen geltenden strengen Niederstwertprinzip: hier stellen sie oftmals den beizulegenden Wert dar, mit dem der Buchwert zu vergleichen ist.
Beispiel
Ein Ölhändler hat zum Bilanzstichtag 31. Dezember 01 eine Million Liter Rohöl auf Lager.
Der Einkaufspreis im September 01 war 1 Euro je Liter, das Rohöl wurde mit 1 Mio. € in die Bilanz (Vorräte) eingebucht.
Zum 31. Dezember 01 kann man Rohöl für 80 Cent pro Liter kaufen (Wiederbeschaffungskosten).
Der Lagerbestand an Rohöl ist um 200.00 € auf 800.000 € abzuwerten.
WBK im internen Rechnungswesen
Wiederbeschaffungskosten können jedoch beispielsweise bei der Berechnung kalkulatorischer Abschreibungen – das heißt für das interne Rechnungswesen bzw. die Kostenrechnung – angesetzt werden.
WBK in der Finanzplanung
Die Wiederbeschaffungskosten sind auch der Maßstab, wenn zum Beispiel Investitionen budgetiert und in den Finanzplan für die nächsten Jahre einbezogen werden.
Beispiel
Eine Spedition stellt eine Finanzplanung für die nächsten 3 Jahre auf.
Sie kauft jedes Jahr einen neuen LKW; der aktuelle Netto-Kaufpreis ist 100.000 €, die Spedition rechnet in den weiteren Jahren 02 und 03 mit 5.000 € Aufschlag jedes Jahr.
In der Finanzplanung:
| Kategorie | 01 | 02 | 03 |
|---|---|---|---|
| LKW | 100.000 € | 105.000 € | 110.000 € |
| Summe | 100.000 € | 105.000 € | 110.000 € |
Würde die Spedition nicht mit den Wiederbeschaffungskosten, sondern mit den aktuellen Preisen rechnen, würde sie ihren Finanzierungsbedarf unterschätzen.