Vollkostenrechnung

Vollkostenrechnung Definition

Die Vollkostenrechnung erfasst alle Leistungen und Kosten (Vollkosten), das heißt sowohl

  • fixe Kosten, die unabhängig von der Produktionsmenge sind (Bereitschaftskosten wie zum Beispiel Miete und Abschreibungen) als auch
  • variable Kosten, die mit der Produktionsmenge mitgehen (zum Beispiel Rohstoffe, Bauteile),

und rechnet diese den Kostenträgern (Produkten, Dienstleistungen) zu.

Mittels der Vollkostenkalkulation können unter anderem die Selbstkosten sowie die Herstellungskosten für die Bewertung der Vorräte in der Bilanz ermittelt werden.

Vollkostenrechnung vs. Teilkostenrechnung

Werden hingegen nicht alle Kosten auf die Kostenträger verrechnet, liegt eine Teilkostenrechnung vor.

Beispiel: Vollkostenrechnung vs. Teilkostenrechnung

Angenommen, man möchte die Kosten pro km für das eigene Auto ermitteln.

Die Vollkostenrechnung bezieht alle Kosten (Treibstoff, Versicherung, Abschreibung, Kfz-Steuer, Wartung) mit in die Berechnung ein.

Die Teilkostenrechnung hingegen bezieht nur die variablen Kosten (Treibstoff) ein — letzteres kann als Grundlage für Entscheidungen ("Morgen von München nach Hamburg mit dem Auto oder Zug fahren?") durchaus sinnvoll sein.

Vollkostenrechnung Schema

Um die Selbstkosten im Rahmen der Vollkostenrechnung zu berechnen, werden die 3 Stufen der Kostenrechnung durchlaufen:

  1. Kostenartenrechnung
  2. Kostenstellenrechnung
  3. Kostenträgerrechnung.

Kalkulationsschema für Vollkostenrechnung

Die Vollkosten können mit Hilfe des Kalkulationsschemas berechnet werden.

Beispiel: Vollkostenrechnung vs. Teilkostenrechnung

Angenommen, eine Eisdiele, die täglich 1.000 Kugeln Eis verkauft, hat lediglich folgende Kosten (pro Tag):

  • Miete: 250 € (fixe Kosten, die unabhängig davon anfallen, wie viele Kugeln Eis verkauft werden)
  • Einkaufspreis je Kugel Eis: 0,30 € (variable Kosten, die von der Absatzmenge abhängen).

Vollkostenrechnung

In der Vollkostenrechnung werden alle Kosten auf die Produkte (hier: eine Kugel Eis) verrechnet:

Beispiel: Vollkosten verrechnen
  Einzelkosten (Einkaufspreis je Kugel Eis) 0,30 €
+ Gemeinkosten (250 € Miete / 1.000 Kugeln) 0,25 €
= Vollkosten je Kugel Eis 0,55 €

Die Vollkostenrechnung gibt in dem Fall an, wie hoch die Selbstkosten für eine Kugel Eis sind.

Die Eisdiele muss den Preis für eine Kugel Eis über das ganze Jahr betrachtet höher als 0,55 € ansetzen, wenn sie einen Gewinn erzielen möchte.

Teilkostenrechnung

Die Teilkostenrechnung verrechnet nur die Einzelkosten auf die Produkte:

0,30 € Einzelkosten (Einkaufspreis je Kugel Eis).

Dieses Ergebnis wäre zum Beispiel für eine Entscheidung darüber interessant, ob ein "Kundenauftrag" über 50 Kugeln zu einem Preis von 0,40 € je Kugel angenommen werden soll.

Dieser Auftrag würde zwar nicht die gesamten Kosten (Vollkosten) in Höhe von 0,55 €/Kugel abdecken, jedoch zumindest einen Deckungsbeitrag in Höhe von 0,10 € je Kugel (0,40 € - 0,30 €) erbringen (das heißt auf den Auftrag bezogen einen Gesamtdeckungsbeitrag von 5 €: 50 Kugeln × 0,10 €/Kugel).

Vorteile und Nachteile der Vollkostenrechnung

Vorteile der Vollkostenrechnung

Mittels der Vollkostenrechnung können die Selbstkosten der Kostenträger ermittelt werden, das heißt die langfristige Preisuntergrenze, die auf dem Absatzmarkt erzielt werden muss, damit das Unternehmen kostendeckend wirtschaftet.

Nachteile / Mängel der Vollkostenrechnung

An der Vollkostenrechnung wird aus mehreren Gründen Kritik geübt:

  • einem der grundlegenden Ziele der Kostenrechnung, der verursachungsgerechten Zuordnung der Kosten auf die Kostenträger, wird nicht entsprochen: Gemeinkosten werden einfach auf die Produkte umgelegt.
  • eine weitere Funktion der Kostenrechnung – die Bereitstellung entscheidungsrelevanter Informationen – wird ebenfalls nicht erfüllt: in dem obigen Beispiel über die Auftragsannahme des zusätzlichen Kundenauftrags stellen die Teilkosten die bessere Entscheidungsgrundlage dar.
  • die Vollkostenrechnung führt durch die Fixkostenproportionalisierung zu problematischen Ansätzen, wenn zum Beispiel in dem obigen Beispiel nicht 1.000 Kugeln Eis, sondern lediglich 1 Kugel (Extrembeispiel) verkauft werden: die Vollkosten je Kugel Eis betragen dann 250,30 € (250 € Fixkosten und 0,30 € variable Kosten) und stellen somit natürlich keine vernünftige Basis mehr für eine Preiskalkulation dar.

Gegenstück: Teilkostenrechnung

Werden auf die Produkte lediglich die variablen Kosten bzw. Einzelkosten verrechnet, spricht man von Teilkostenrechnung.