Fremdkapitalquote
Definition
Die Fremdkapitalquote bezeichnet den Anteil des Fremdkapitals am Gesamtkapital, ausgedrückt in %.
Die Fremdkapitalquote lässt eine Aussage über die Verschuldung und das Risiko (Insolvenz) eines Unternehmens zu.
Alternative Begriffe: Anspannungsgrad, Anspannungskoeffizient, Debt ratio, FK-Quote, Fremdfinanzierungsgrad, Fremdfinanzierungsquote, Fremdkapitalanteil, Fremdkapitalintensität.
Formel
Die Fremdkapitalquote lässt sich mit folgender Formel berechnen:
Fremdkapitalquote = Fremdkapital / Gesamtkapital.
Das Fremdkapital umfasst in der Bilanz die
- Rückstellungen (§ 266 Abs. 3 B. HGB) sowie
- die Verbindlichkeiten (§ 266 Abs. 3 C. HGB).
Hinweis: Erhaltene Anzahlungen
Die Höhe des Fremdkapitals wird teilweise durch Ausweiswahlrechte beeinflusst, falls zum Beispiel erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen (§ 266 Abs. 3 C. 3. HGB) in Ausübung des Wahlrechts des § 268 Abs. 5 Satz 2 HGB nicht unter den Verbindlichkeiten ausgewiesen, sondern offen von den Vorräten abgesetzt werden.
In der Regel werden auch
- Passive Rechnungsabgrenzungsposten (§ 266 Abs. 3 D. HGB) sowie
- Passive latente Steuern (§ 266 Abs. 3 E. HGB)
in das Fremdkapital einbezogen.
Das Gesamtkapital entspricht der Bilanzsumme und damit dem Gesamtvermögen.
Beispiel: Fremdkapitalquote
Ein Unternehmen weist in der folgenden (verkürzten) Bilanz ein Fremdkapital in Höhe von 700.000 € aus.
Das Gesamtkapital bzw. die Bilanzsumme betragen 1 Mio. €.
Aktiva | Passiva | ||
---|---|---|---|
Anlagevermögen | Eigenkapital | 300.000 | |
Maschinen | 600.000 | ||
Umlaufvermögen | Fremdkapital | ||
Vorräte | 200.000 | (Langfristige) Kredite | 500.000 |
Forderungen aus L+L | 120.000 | Verbindlichkeiten aus L+L | 200.000 |
Kasse, Bank | 80.000 | ||
1.000.000 | 1.000.000 |
Berechnung
Die Fremdkapitalquote beträgt somit: 700.000 € / 1 Mio. € = 70 %.
Im Umkehrschluss beträgt die Eigenkapitalquote 30 %.
Bedeutung
Eine hohe Fremdkapitalquote bedeutet für ein Unternehmen insbesondere:
- eine geringere Kreditwürdigkeit (Bonität) aufgrund der hohen Verschuldung;
- ein höheres Risiko aus
- Überschuldung, da das als Verlustpuffer dienende Eigenkapital gering ist;
- Zahlungsunfähigkeit, da höhere Zahlungen für Zins und Tilgung zu leisten sind;
- eine geringere Unabhängigkeit für den Unternehmer, da er in der Finanzierung auf Fremdkapitalgeber angewiesen ist.
Eine hohe Fremdkapitalquote wirkt sich jedoch aufgrund des Leverage-Effekts positiv auf die Eigenkapitalrentabilität aus.
Richtwert
Für eine „gesunde" Fremdkapitalquote werden mitunter Richtwerte bzw. Grenzen formuliert.
So soll nach den verschiedenen Kapitalstrukturregeln die Eigenkapitalquote bei mindestens 50 % oder 33 % oder 25 % und damit die Fremdkapitalquote bei höchstens 50 %, 67 % oder 75 % liegen.
Die durchschnittliche Eigenkapitalquote von Unternehmen liegt aber in Deutschland bei rund 30 %, was eine 70 %-ige Fremdkapitalquote bedeutet.
Insofern klaffen hier (zumindest die strengsten) Richtwerte und Wirklichkeit oft auseinander.
Verringerung der Fremdkapitalquote bzw. Verschuldung
Eine Verringerung der Fremdkapitalquote entspricht einer Erhöhung der Eigenkapitalquote, deshalb sei auf die dortigen Erläuterungen verwiesen.
Fristigkeit des Fremdkapitals
Im Rahmen einer Analyse der Fremdkapitalquote bzw. Verschuldung eines Unternehmens ist die Fristigkeit des Fremdkapitals von Bedeutung.
Ein hoher Anteil kurzfristiger Verbindlichkeiten (zum Beispiel offene Lieferantenrechnungen, Kontokorrentkredite, kurzfristig fällige Bankdarlehen) wirkt sich negativ auf die Liquiditätslage des Unternehmens aus.