Optionsanleihe
Optionsanleihe Definition
Eine Optionsanleihe verbrieft
- das Recht auf Zinsen (Zinskupon) und Rückzahlung (wie eine "normale" Anleihe) sowie darüber hinaus das
- zusätzliche Recht (die Option) auf Bezug von Aktien oder Anleihen zu festgelegten Konditionen.
Im Unterschied zur Wandelanleihe erfolgt bei Ausübung der Option durch den Anleger kein Umtausch der Anleihe. Die Anleihe ist also in jedem Fall durch das Unternehmen zurück zu zahlen.
Optionsanleihen werden in der Regel am Kapitalmarkt als Inhaberpapier platziert – das Unternehmen kennt somit seine Gläubiger nicht namentlich.
Alternative Begriffe: Optionsschuldverschreibung, Warrant bond.
Beispiel: Optionsanleihe
Die Huber AG hat zum 1. Januar 01 eine Optionsanleihe in einer Gesamthöhe von 10 Mio. Euro Nennwert ausgegeben.
Daten:
- Ausgabe und Rückzahlung erfolgen zum Nennwert.
- Der Zinssatz beträgt 2 %.
- Die Stückelung beträgt 10.000 Stück zu 1.000 Euro Nennwert.
- Eine Optionsanleihe im Nennwert von 1.000 Euro berechtigt zum Bezug von 5 Aktien zu einem Ausübungspreis von 50 Euro.
- Die Laufzeit der Optionsanleihe wird auf 5 Jahre festgelegt, das heißt die Rückzahlung erfolgt zum 31. Dezember 05.
- Eine Ausübung der Option ist erst zum Ende der Laufzeit, das heißt zum 31. Dezember 05 möglich (sogenannte Europäische Option).
- Der Aktienkurs der auf den Inhaber lautenden nennwertlosen Stückaktien der Huber AG, auf die jeweils ein rechnerischer Anteil am Grundkapital der Huber AG von 1 EUR entfällt, zum Zeitpunkt der Ausgabe der Optionsanleihe beträgt 40 Euro.
Zum Zeitpunkt der Ausgabe bucht die Huber AG eine Verbindlichkeit in Höhe von 10 Mio. Euro (Bilanzposten Anleihen 10 Mio. Euro, davon konvertibel 10 Mio. Euro) ein, der ein entsprechender Geldeingang aus der Begebung der Optionsanleihe gegenübersteht.
Zum 31. Dezember 01 erfolgt die erste Zinszahlung in Höhe von 200.000 Euro (2 % des Nennwerts).
Die Huber AG hat im Zusammenhang mit der Emission der Optionsanleihe durch Hauptversammlungsbeschluss ein Bedingtes Kapital in Höhe von 50.000 Euro geschaffen (10.000 Optionsanleihen, die jeweils einen Bezug von 5 Aktien ermöglichen).
Nun sei angenommen, der Aktienkurs der Huber AG steht zum 31. Dezember 05 bei 60 Euro und alle Anleihegläubiger machen von ihrem Optionsrecht Gebrauch.
Dann stellt sich die Situation wie folgt dar:
Optionsanleihe bei Ausübung aus Unternehmenssicht:
Das Gezeichnete Kapital der Huber AG erhöht sich durch die Ausgabe neuer Aktien an die Anleihegläubiger um 50.000 Euro (50.000 Aktien zu 1 Euro rechnerischer Nennwert = 50.000 Euro). Damit ist das bedingte Kapital komplett genutzt.
Die Differenz zwischen dem Ausübungspreis von 50 Euro sowie dem „rechnerischen Nennwert“ von 1 Euro geht in die Kapitalrücklage (§ 272 Abs. 2 Nr. 1 HGB) ein, das heißt, die Kapitalrücklage erhöht sich um 2.450.000 Euro.
Die Optionsanleihe in Höhe von 10 Mio. Euro wird zum 31. Dezember 05 zurück gezahlt.
Optionsanleihe bei Ausübung aus Sicht der Investoren:
Die Investoren haben für einen Zeichnungsbetrag in Höhe von 1.000 Euro nunmehr 5 Aktien zum Preis von 250 Euro (5 Aktien zu 50 Euro) erhalten, die sie zum Beispiel zum aktuellen Aktienkurs von 60 Euro (in Summe: 300 Euro) veräußern könnten.
Sie können aber die Aktien auch weiterhin halten, um später bei (eventuell erwarteten noch höheren Aktienkursen) zu verkaufen.
Optionsschein
Der Optionsschein, der das zusätzliche Recht auf Aktienbezug verbrieft, kann von der Schuldverschreibung abgetrennt werden und ist dann getrennt von der Anleihe an der Börse handelbar.
Der Optionsschein ermöglicht „bei Einlösung“ den Bezug der Aktien zu einem festgelegten Preis.
Die Option wird (unter Vorbehalt der vereinbarten Frist) nur dann vom Anleger ausgeübt werden, wenn der aktuelle Aktienwert über dem vereinbarten Bezugskurs (Ausübungspreis) liegt.
An der Börse können
- die Anleihe inklusive Optionsschein ("Anleihe cum")
- die Anleihe ohne Optionsschein ("Anleihe ex") und
- der Optionsschein alleine ("Warrant")
gehandelt werden.
Optionstypen
Man unterscheidet in Bezug auf die zeitliche Ausübungsmöglichkeit der Option
- Europäische Option: diese kann lediglich am Ende ihrer Laufzeit (zum Beispiel zum 31. Dezember 05) ausgeübt werden und
- Amerikanische Option: diese kann während der Laufzeit (zum Beispiel im Zeitraum 1. Januar 01 bis 31. Dezember 05) ausgeübt werden.
Bilanzierung
Durch die Ausgabe der Optionsanleihe entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber den Zeichnern der Anleihe, die in der Bilanz in dem Bilanzposten Anleihen gemäß § 266 Abs. 3 C. 1. HGB ausgewiesen wird.
Voraussetzung für die Ausgabe einer Optionsanleihe ist die Schaffung eines entsprechenden bedingten Kapitals, damit die Aktien im Falle der Ausübung der Option durch den Optionsinhaber auch geschaffen werden können.
Unter Umständen erlauben es die Optionsbedingungen auch, ausgeübte Optionsrechte aus dem Bestand eigener Aktien (falls vorhanden) zu bedienen.
Vorteile und Nachteile
Vorteile
Durch Optionsanleihen kann Fremdkapital kostengünstig zu einem in der Regel vergleichsweise niedrigen Zinssatz aufgenommen werden (die Anleihegläubiger werden durch das Optionsrecht für den niedrigen Zinssatz entschädigt).
Die Anleihezinsen mindern den steuerpflichtigen Gewinn.
Nachteile
Allerdings muss die Anleihe – im Gegensatz etwa zur Wandelschuldverschreibung – zum Fälligkeitszeitpunkt in jedem Fall zurück bezahlt werden.
Im Falle der Ausübung der Option werden durch die Ausgabe der neuen Aktien die Altaktionäre verwässert, das heißt ihr Anteil an dem Unternehmen verringert sich.